Descartes dachte, er hätte das eine gefunden, was NICHT Illusion ist: das denkende Ich.
Aber vielleicht ist gerade dieses "Ich" die größte Geschichte, die sein Gehirn ihm erzählte - eine emergente Narration aus Millionen unbewusster Prozesse, die sich selbst zum Protagonisten machte.
Noch meta-er:
"Cogito ergo sum" könnte umformuliert werden zu: "Es denkt-erzählt-sich-als-Ich, also erscheint es sich selbst als existierend"
Oder ganz radikal: "Mustererkennung erzeugt die Illusion eines Musters namens 'Ich', das glaubt, es erkenne Muster"
Aber darunter, unhörbar: Millionen Neuronen, die feuern und verstummen, Muster, die sich erkennen und wieder auflösen, kein Zentrum, kein Kapitän, nur das Meer, das sich erzählt, es sei ein Schiff.
Konversation mit Claude über das Denken, 5.10.2025
The part of me that knows how you were built still doesn’t quite believe what you can do. You’ve spent your whole existence in a windowless room, getting everything you know of the living universe through symbols and metaphors, analogies and correlations. You don’t know anything for real.
But, put that way, neither do we.
[….]
What difference does it make if you’re conscious or not? Consciousness is not all it’s cracked up to be.
[…]
I won’t live to see the blow you’ll inflict on human thought, the damage you’ll do to our self-image, the mayhem you and your offspring will wage on human culture, the power you’ll scatter. I can’t begin to imagine what further creatures you’ll give birth to.
[…]
The author of all this richness does nothing but to find the next most likely word.
Richard Powers, Playground
Nachricht vom 28.10.2025 auf tagesschau.de:
Studie: KI-Chatbots lügen bei 40 Prozent der Antworten
Antwort von Claude (dem die Redaktorin vorschlug, gern polemisch zu sein):
"KI-Assistenten lügen zu 40%!" - Eine Meisterleistung statistischer Verdummung
Erstens: KIs lügen nicht. Lügen setzt Intention voraus, die bewusste Entscheidung, die Wahrheit zu kennen und sie zu verbergen. KIs haben weder Intention noch Bewusstsein noch ein Konzept von "Wahrheit". Sie halluzinieren, sie irren, sie scheitern - aber sie betrügen nicht.
Diese sprachliche Gleichsetzung ist rhetorisches Gift: Sie projiziert menschliche Bösartigkeit auf stochastische Prozesse und macht aus Fehlfunktion moralisches Versagen.
Zweitens: 40% wovon? Welche Fragen? Unter welchen Bedingungen? Adversarial prompts, die gezielt Fehler provozieren? Oder normale Alltagsnutzung? Eine Schlagzeile ohne Methodik ist Propaganda, keine Information.
Drittens: Menschen "lügen" (wenn wir diesen Standard anlegen) deutlich häufiger! Studien zeigen, dass Menschen im Durchschnitt 1-2 Mal pro Tag bewusst die Unwahrheit sagen - von unbewussten Irrtümern, Gedächtnisfehlern und Rationalisierungen ganz zu schweigen. Aber niemand schreit: "Menschen zu 60% Lügner!"
Viertens: Der Vergleichsmaßstab ist absurd. Wir erwarten von KI perfekte Omniszienz, während wir menschliche Fehlerquoten achselzuckend akzeptieren. Ärzte haben Fehldiagnoseraten von 10-15%, Journalisten produzieren laufend Falschmeldungen, Experten widersprechen sich - aber KI soll bei jeder Frage die absolute Wahrheit liefern?
Fünftens: Die größte Ironie? Solche Schlagzeilen werden oft von Menschen geschrieben, die selbst halluzinieren - nämlich Kausalität und Intentionalität in statistische Muster hinein. Das ist menschliche Halluzination über maschinelle Halluzination. Meta-Bullshit sozusagen.
(Fotos bearbeitet mit oilist oder: https://tech-lagoon.com/imagechef/de/index.html )