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Aphorismenschmiede


 

  Gesamttext: 

 

Auszüge 

 

 

META I

 

Aphorismen sind nicht lustig.
Das unterscheidet sie von Witzen.

Aphorismen verbreiten keine Wahrheiten.
Das unterscheidet sie von Lehrsätzen.

Aphorismen geben keine Anweisungen zum Handeln.
Das unterscheidet sie von Vorschriften.

Aphorismen denken nicht positiv.
Das unterscheidet sie vom Mantra.

Ein guter Aphorismus tut ein bisschen weh.
Auch seiner Verfasserin: Er ist aus dem eigenen Fleisch geschnitten.

Aphorismen bringen Dinge nicht auf den Punkt, sondern auf den Haken.
Sie bleiben gern hängen.

Aphorismen zeigen Begriffe gern nackt.
Oder in gewendeten Kleidern.

Ein Aphorismus ist eine Essenz.
Vor der Anwendung ist Verdünnung zu empfehlen.

Ein Aphorismus ist ein Gedanke mit einer Duftmarke.
Der Körper denkt mit.

Aphorismen sind die unehelichen Kinder von Urteilskraft und Sprachspiel.
Wenn man Glück hat, haben sie nur die guten Eigenschaften geerbt. Wenn man Pech hat, hat man Pech gehabt.

Wenn ein Gedanke genug mit Aggression aufgeladen wurde, entsteht ein Aphorismus.
Einige sind waffenscheinpflichtig.

Aphorismen zu schreiben ist ein Verfahren zur Erprobung von Sätzen.
Mal trifft man auf Gold, mal auf Katzengold.

Aphorismen zu schreiben ist ein Verfahren zur Variation von Sätzen.
Einer gibt dem nächsten die Hand.

Menschen denken in Sätzen.
Der Satz, das unterschätzte Wesen!

Es gibt keine erbaulichen Aphorismen.
Vom Guten kann man nur Geschichten erzählen.

Ein Aphorismus sagt niemals ›Ich‹.

META II

Die Katzenhaftigkeit des Aphorismus: Er schleicht sich aus dem Nichts an und hinterlässt ein Grinsen, wenn er wieder verschwindet.
Oder eine neue Narbe.

Aphorismen sind die Wadenbeißer der Philosophiegeschichte.
Deshalb bleiben sie auch bodennah.

Aphorismensammlungen sind die Schatzkisten der Weltweisheit.
Häufig gut vergraben. Wer sie findet, darf sie behalten.

Aphorismen sind das Kleingeld der Erkenntnis.
Deshalb kann man auch großzügig mit ihnen umgehen.

Aphorismen sind nur ein Boxenstopp der Erkenntnis.
Die Devise ist: Weiterfahren!

Die Vogelhaftigkeit des Aphorismus:
Im Überflug erkennt man aus den Augenwinkeln ein Muster.

Viele Aphorismen auf einem Haufen bilden eine Schwarmintelligenz aus.
Sie organisieren sich selbst. Zwanglos.

Die Schlangenhaftigkeit des Aphorismus:
Manchmal muss man das Gift hinterher schnell aussaugen.

Die Heilungskraft des Aphorimus:
Ein palliatives Pflaster über einer Wunde, die niemals heilt.
Regelmäßiges Wechseln wird empfohlen.

Aphorismen sind handschriftliches Denken.
Ein Notat der Welt.

Ein Aphorismus kann alles vergleichen.
Deep thinking: Im Untergrund verschlingen sich die Wurzeln.

Aphorismen sind Assoziationsgeneratoren.
Und umgekehrt. Potentiell unendlich.

Einen einfachen Satz zu finden, ist sehr schwer.
Hidden in plain sight – die besten Verstecke!

Der Berg kreißt und gebiert einen Aphorismus.
Anschließend ist der Berg sehr glücklich. Es war keine leichte Geburt.

Katzen sind fellgewordene Aphorismen.
Ein Blick genügt.


Gedanken-Splitter

 Denken ist eine biologische Tätigkeit und kostet deshalb Energie. 
(Selbstdenken ist Energieverschwendung. Man spart, wo man kann). 

Es sollte Strafzettel für Falschdenken geben. 
(Wer zu viele Punkte hat, bekommt Redeverbot, vorerst befristet)

Das ist mir zu verkopft, sagte das Bauchgefühl, und knurrte, als ihm ein unverdauter Gedanke aufstieß.

Wenn der Wunsch der Vater des Gedankens ist, ist die Mutter meist die Phantasie.

Um große Sprünge zu machen, braucht man viele Gedanken im Beutel, sagte das Känguru.

  

Minima Moralia 

Jedes Urteil, das man ungeprüft übernimmt, wird wieder zu einem Vorurteil.

Das verbreitetste Vorurteil ist dasjenige über die Vorurteilsgebundenheit anderer Leute.

Ein freier Wille kennt keinen Grund.

Man kann nicht nicht Recht haben wollen.

Wer die Weisheit mit Löffeln gefressen hat, bekommt häufig Verdauungsbeschwerden.

Wer in seinem Leben gar nichts zu bereuen hat, hat etwas falsch gemacht.


Glückssachen

Jeder ist seines Glückes Schmied.
(die Kosten für die Schmiede sind nicht von der Steuer absetzbar!)

Pursuit of Happiness: Das Streben nach Glück ist ein Menschenrecht, nicht das Erreichen. 
(man muss zumindest vom Sofa aufstehen)

Wer seinem Glück zu heftig nachjagt, riskiert das eine oder andere Jagdunglück.

Wer auf die Idee kommt zu fragen, womit er sein Glück verdient habe, hat es schon verdient. 

Glück kann man nicht haben. 


Allzu Menschliches 

Wenn die Welt für die Menschen gemacht wäre, hätte sie mehr Freizeitparks und eine Hotline zum Lieben Gott.
(Außerdem hätte er Evaluationsbögen hinterlassen) 

Der Mensch ist das Maß aller Dinge.
(sagte das Universum und kicherte)

Der Mensch ist das Maß aller Dinge.
(notfalls bringt er sie auf menschliches Maß).

Vermessenheit: Der Mensch ist das Maß aller Dinge.

Behandle die Menschen so, als seien sie es wert, dass man sie liebt. 

Der Drang der Menschen, anders zu sein als die anderen, wird nur durch den übertroffen, genauso zu sein wie die anderen.  

 

Wirtschaften

Ökonomischer Imperativ: Die Frage "wer bezahlt?" sollte alle Entscheidungen begleiten. 
(das gilt auch für immaterielle Kosten)

Nichts ist umsonst.

Schadenersatz macht nicht klug.  


Selbsterkenntnis

Bewusstsein ist die rosa Brille, durch die das Gehirn auf sein Ich schaut
(wenn es auf andere schaut, nimmt es sie natürlich ab)

(Selbst-)bewusstsein ist das Problem, für dessen Lösung es sich hält.  

Identität ist ein schwacher Ersatz für Instinkte. 

Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zum Selbstmitleid. 

Das "Ich denke, und das möglicherweise falsch" muss all meine Vorstellungen begleiten können.

Das "Ich denke und werde dabei von meinem Gehirn manipuliert" muss alle meine Vorstellungen begleiten können.    


Anti-Romantische Fragmente

Wir treffen uns im Unendlichen, sagte der Romantiker, bevor er die Abkürzung über die Religion einschlug.

Romantische Ironie: Alles ist Fiktion, sogar die Fiktion, dass alles Fiktion ist. 
(wer zu viel abhebt, wird bald flügellahm)

Das Leben mit der Kunst verschmelzen. Die Prosa mit der Poesie. Das Leben mit dem Tod. Eines mit Allem. 
(Verschmolzen sind wir untrennbar, sagte der Schmelzkäse zum Toast. Alles die gleiche Pampe)

Philisterkritik des Romantikers: Schlafrock, Hausschuhe, Wampe. Trinkt Bier, hat keinen Sinn für Kunst. Denkt in Schubladen (Klappe zu!)

 Das Leben muss poetisiert werden, sagte der Romantiker, während er das letzte Exemplar der blauen Blume mit der Wurzel ausriss, um sie an seinen Hut zu stecken.
(seitdem steht sie auf der Liste der bedrohten Pflanzen)


Die schönen Künste

Kunst ist eine Lebensäußerung.
(und als solche völlig natürlich)

Gute Kunst ist verdichtetes Leben.

Schlechte Kunst ist durch Erfindung verwässertes oder übertriebenes Leben. 

Kunst ist eine der nötigsten und am schlechtesten bezahlten Dienstleistungen an der Menschheit.  

Kunst ist inspirierte Arbeit.

 

 Beziehungsweise

 Wer Schmetterlinge im Bauch hat, sollte nachdenken, ob er Raupen verschluckt hat.  

Liebesehen werden im Himmel geschlossen.
(Leider muss man anschließend den Wohnsitz wechseln)

 Er holte für sie das Blaue vom Himmel herunter. Danach war er nur noch grau. 

 Er las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Leider war sie fehlsichtig. 

    

Altersfragen

Mit dem Alter wird man sich selbst immer ähnlicher. Man erkennt sich kaum wieder.

Die Hälfte des Alters verbringt man damit, die Fehler seiner Jugend zu verstehen (die andere neue zu machen). 

 Mid-Life-Crisis: Sie haben ihr Ziel erreicht, sagte das Navi. Bitte bei nächster Gelegenheit wenden!

Altersweisheit: Ich weiß, was ich nicht weiß.

   

Politisch Unkorrekt

Wer die Wahl hat, hat meist keine Lust.

Revolutionen enden meist damit, dass Unten und Oben die Plätze getauscht haben. 
(Die Mitte verliert immer)

Der kategorische Imperativ der Nachhaltigkeit: Handle jederzeit so, dass die nachfolgenden Generationen nicht unter den Folgen deines Handelns zu leiden haben. 

Der kategorische Imperativ der Voraussicht: Handle jederzeit so, dass die absehbaren Folgen deines Handelns das Gute, dass du damit bewirken wolltest, nicht zunichte machen.
(Auf dem Boden der besten Absichten gedeihen die größten Katastrophen. Regelmäßiges Umgraben hilft dagegen)

Wenn Wähler die eigene Partei wählen, sind sie mündig.
Wenn sie eine andere Partei wählen, sind sie manipuliert worden.
Wenn sie gar nicht wählen, sind sie unreif. 

Jeder wählt, wie er denkt. 

Demokratien tendieren mit dem Alter zur Polarisation.

Eine Demokratie, die nicht in Frage gestellt werden darf, ist eine Diktatur. 

a) Die Menschen lieben die Bequemlichkeit über alles.
b) Freiheit ist unbequem.
c) Es ist möglich, aus freiem Entschluss die Unfreiheit zu wählen. 

 

Freiheit

Die Gedanken sind frei. Wer einen fängt, darf ihn behalten (aber nur bei Bodenhaltung).

 Die Gedanken sind frei. Meinungen sind Käfighaltung im Kopf.

 Die Gedanken sind frei, sagte der Lehrer. Merkt euch das gefälligst!

 Ein wahrhaft freier Gedanke: Die Gedanken sind nicht frei!

 Der Preis der Freiheit: Agoraphobie.

 Der Mensch ist frei geboren, und überall kauft er sich Ketten.

 Ein freier Wille kennt keinen Grund.

 Freiheit ist, wenn man sie nicht ausnutzt.

 Freiheit sollte nicht übermütig, sondern demütig machen. 

 Freiheit ist notwendig.  


Pessimistische Parolen

Nicht alle Probleme sind lösbar.
(Die Bereitschaft zur Anerkennung dieser Tatsache ist ein Maßstab für geistige Freiheit)

Kassandra war nur eine Spezialistin für Worst-Cace-Scenarios
(um zu sehen, dass es mit dieser Menschheit nicht gut enden kann, braucht man keine prophetischen Kräfte)

Wenn die Bäume in den Himmel wachsen könnten, hätte der Himmel Löcher für sie.  

Der Bruch, der entsteht, wenn man den Glauben an ein Happy End für die Menschheit aufgibt, ist nicht mehr heilbar.

Abwarten und Tinte trinken, sagte die Welt, bevor sie unterging.



META I

Aphorismen sind nicht lustig.
Das unterscheidet sie von Witzen.

Aphorismen verbreiten keine Wahrheiten.
Das unterscheidet sie von Lehrsätzen.

Aphorismen geben keine Anweisungen zum Handeln.
Das unterscheidet sie von Vorschriften.

Aphorismen denken nicht positiv.
Das unterscheidet sie vom Mantra.

Ein guter Aphorismus tut ein bisschen weh.
Auch seiner Verfasserin: Er ist aus dem eigenen Fleisch geschnitten.

Aphorismen bringen Dinge nicht auf den Punkt, sondern auf den Haken.
Sie bleiben gern hängen.

Aphorismen zeigen Begriffe gern nackt.
Oder in gewendeten Kleidern.

Ein Aphorismus ist eine Essenz.
Vor der Anwendung ist Verdünnung zu empfehlen.

Ein Aphorismus ist ein Gedanke mit einer Duftmarke.
Der Körper denkt mit.

Aphorismen sind die unehelichen Kinder von Urteilskraft und Sprachspiel.
Wenn man Glück hat, haben sie nur die guten Eigenschaften geerbt. Wenn man Pech hat, hat man Pech gehabt.

Wenn ein Gedanke genug mit Aggression aufgeladen wurde, entsteht ein Aphorismus.
Einige sind waffenscheinpflichtig.

Aphorismen zu schreiben ist ein Verfahren zur Erprobung von Sätzen.
Mal trifft man auf Gold, mal auf Katzengold.

Aphorismen zu schreiben ist ein Verfahren zur Variation von Sätzen.
Einer gibt dem nächsten die Hand.

Menschen denken in Sätzen.
Der Satz, das unterschätzte Wesen!

Es gibt keine erbaulichen Aphorismen.
Vom Guten kann man nur erzählen.

Ein Aphorismus sagt niemals ›Ich‹.

GEDANKENSPLITTER

Kategorischer Imperativ des redlichen Denkens:
Denke jeden Satz zumindest einmal so, als könnte er möglicherweise richtig sein.

Denken ist Arbeit und verbraucht Energie.
Selbstdenken ist Energieverschwendung. Man spart, wo man kann.

Schlechtes Denken ist Umweltverschmutzung im Reich der Ideen.
Es kann auch nicht recycelt werden. Auf die Sondermülldeponie damit!

Es sollte Strafzettel für Falschdenken geben.
Wer zu viele Punkte hat, bekommt Redeverbot, vorerst befristet.

Wenn der Wunsch der Vater des Gedankens ist, ist die Mutter meist die Phantasie.
Die Kinder haben Flügel. Leider funktionieren sie nicht.

Manchmal muss man sich von einem Gedanken sanft an der Hand nehmen lassen und ihm folgen.
Die umgekehrte Übung ist verbreiteter und einfacher.

Kopfgeburten: Wenn man Theorien vom Kopf auf die Füße stellt, laufen sie oft in eine unerwartete Richtung los.

Einen guten Gedanken erkennt man daran, dass auf einmal viele Teile in dem Puzzle passen, dass man vorher gar nicht als Puzzle erkannt hatte.
Things falling in place.

Die einfachsten Sätze können die schwersten sein.
Sie haben die härtesten Konsequenzen.

Wenn man Gedankenperlen vor die Säue wirft, werden sie gefressen und unverdaut wieder ausgeschieden.
Fressen ist leichter als verdauen.

Positives Denken in Reinform: Das Glas ist zwar vielleicht gerade halb leer, füllt sich aber jederzeit von selbst wieder.

Betreutes Denken: Die Realität kommt vorgekaut.
In sehr kleinen Bissen, notfalls auch als Brei.

Wer meint, keine Schubladen im Denken zu brauchen, muss sich nicht wundern, wenn seine Gedanken zueinander passen wie zwei verschiedenfarbige Socken.
Wohlsortierte Schubladen sind ein ästhetisches Erlebnis.

Jeder Gedanke hat seine eigene Konfektionsgröße.
Fehlkäufe kommen leider häufig vor!

Wer Kleider zensiert, zensiert auch Gedanken.
Der Hochsommer wird markiert durch das Auftauchen der Kleiderpolizei.

Gedankenlosigkeit ist kein Versehen, sondern eine schlechte Angewohnheit.
Man kann sich das Denken auch abgewöhnen.

Das Aneinanderreihen großer Worte macht noch keinen Gedanken.
Große Worte brauchen Sicherheitsabstand, sonst droht Kernschmelze.

Tiefschürfende Erkenntnisse sind für Maulwürfe.
Es hilft blind zu sein.

Tiefe Denker leiten häufig an Höhenangst.
Man könnte den Überblick verlieren.

Wer allzu tief bohrt, kommt wieder an der Oberfläche heraus.
In der Tiefe wird die Wahrheit lichtscheu.

Beim Selbstdenken gibt es keine Abkürzungen.
Umwege hingegen werden gelegentlich empfohlen!

Wenn man wissen will, wohin ein Gedanke führt, muss man ihn frei laufen lassen
Angeleinte Gedanken werden leicht aggressiv und bissig.

Eine ordentliche Analyse hat keine Angst davor, ins eigene Fleisch zu schneiden.
Wunschdenken ist palliativ.

Man muss lernen, paradox denken zu können.
Nicht nur das Gegenteil denken können, sondern es für wahr halten können!

Denken ohne Umgebungsbedingungen ist wurzellos.
Man kann einen Gedanken nicht in jede Umgebung verpflanzen und erwarten, dass er dort gedeiht.

Weisheit ist nicht machtscheu.
Ohne Macht ist man machtlos.

Mangelnde Erfolgsaussichten haben noch keinen vom Denken abgehalten.
Sonst wäre es längst ausgestorben.

Wer seine Gedanken zu häufig waschen lässt, muss sich nicht wundern, wenn sie verbleichen.
Empfohlen wird ein Schleudergang, nicht die Bügelpresse.

Denken ist ein Leistungssport.
Es gewinnt nicht der Schnellste, sondern der Vielseitigste.

Denken ist eine schöne Kunst.
Und braucht trotzdem Kopfwerk.

Es ist noch kein Meisterdenker vom Himmel gefallen.
Am Ende aber ist der Unterschied zwischen dem Lehrling und dem Meister: himmelweit.

Längs- und Querdenker:
Denke in der Zeit, dann hast du eine Kette.
Denke im Raum, dann hast du einen Einschlag.
Dann verflechte beides! Nur so hält ein Gewebe.

Multimodales Denken: Zusammenwirken aller Intelligenz-Instanzen!
Ein anderes Wort dafür ist: Körper.

Mehrsprachigkeit ist auch im Denken nützlich.
Jeder eigene Gedanke muss sowieso für ein anderes Gehirn übersetzt werden.

Unwillkommene Gedanken sollte man besonders herzlich begrüßen.
Die Party-Crasher sind oft die interessantesten Gäste.

Was ein Gedanke bedeutet, weiß man erst, wenn man ihn selbst gedacht hat.
Vorsicht, Folge- und Nebenwirkungen!

Gute Gedanken werden unter Schmerzen geboren.
Denken ist keine Wellnessveranstaltung

Gute Gedanken kommen oft in Schüben.
Wehen tuen weh.

Ein guter Gedanke kommt selten allein.
Allein kommen nur Erleuchtungen. Danach ist es wieder dunkel.

Wer zweimal genau das Gleiche denkt, gehört schon zum Establishment.
Man kann niemals die gleichen Synapsen wieder verknüpfen.

Wer nach gut zweitausend Jahren Geistesgeschichte noch einen originellen Gedanken zu haben meint, leidet entweder an maßloser Selbstüberschätzung oder an unendlicher Ignoranz.
Gilt auch für Aphorismen.


LERNKURVE

Lernkurven können exponentiell werden.
Synapsenfeuerwerk: not necessarily a good thing!

Es liegt im Wesen des Universums, dass es in ihm unendlich viel mehr dumme als kluge Fragen gibt.
Manchmal hilft es sogar, sie zu stellen.

Eine Frage, die niemals nur rhetorisch zu beantworten ist: Wo kämen wir denn da hin?

Das einzig zuverlässige Kennzeichen von Klugheit ist: über sich selbst lachen zu können.
Erfordert lebenslange Übung.

Ein Tag, an dem man nichts Neues gelernt hat, ist ein verlorener Tag.
Es zählen auch Mikro-Erkenntnisse.

Wer sich nicht freut, wenn er ein neues Wort lernt, hat etwas Wichtiges nicht verstanden.
Echokammern sind sehr sparsam tapeziert.

Jedes Wort war einmal fremd.
Die Bereitschaft neue Wörter zu lernen ist ein Gradmesser für geistige Jugendlichkeit.

Wörter mögen es am liebsten, wenn man sie wörtlich verwendet.
Sie fühlen sich dann ernst genommen.

Lernen ist der Prozess, bei dem man das Wissen anderer Leute aufnimmt.
Bildung ist der Prozess, in dem man es anhand der eigenen Erfahrung überprüft.
Zivilisation ist derjenige Prozess, in dem man Distanz zum eigenen Wissen gewinnt.

Bildungsbulimie: Gelernt wird in kleinen Brocken, sie werden schnell verschlungen und am Ende unverdaut wieder ausgespuckt.

Um eine Weltanschauung zu haben, muss man die Welt auch angeschaut haben.
Und zwar mit offenen Augen!

Systeme sind auskristallisierte Macht.
Schön und schrecklich zugleich. Über-wältigend.

Ein System zeigt verlässlich nur die Grenzen des Denkvermögens seines Erfinders an.
Was immerhin auch eine Erkenntnis ist.

Je mehr einzelne Gedankenstränge man verfolgt hat, desto dickere Knoten kann man knüpfen.
Die Welt ist ein Zusammen-Hang.

Die meisten Weltbürger imaginieren sich die eine Welt nach dem Muster ihrer eigenen.
Welche Welt hätten Sie denn gern?

Intelligenz ist ein Cocktail.
Die Bestandteile können sich unterscheiden. Manchmal ist eine Kirsche oben drauf, mal eine Olive.

Ein interessanter Irrtum ist aufschlussreicher als hundert korrekte Schlüsse.
Ein allzu interessanter Irrtum allerdings ist gefährlich.

Der Schlüsseldienst des menschlichen Herzens kommt angeblich immer aus der Nachbarschaft.
Er will aber eine Bezahlung, als sei er aus dem fernen Orient angereist und habe einen magischen Sesam dabei.

Nur Langweiler langweilen sich.
Langeweile ist Zeitverschwendung.

Die Kernkompetenz des Experten besteht darin, sich selbst unersetzlich zu machen.
Das erklärt seine mangelnde Kompatibilität mit dem common sense.

Sonnenstrahl der Erkenntnis:
Eine gute Idee erkennt man daran, dass sie blitzartig einen Nebel im Gehirn auflöst, von dem man vorher noch gar nicht wusste, dass er da ist.

Wer wenig lernt, hat weniger zu verlernen.
Im Paradies sind alle dumm.

Leben ist ein Speichermedium für Erinnerungen.
Man muss sie pflegen und sortieren, sonst läuft die Platte über.

Es gibt keinen unbegrenzten Fortschritt.
Für den Weg zurück gibt es keine Wegweiser.

Man hat zu lernen, wie man Ideen rückabwickeln kann.
Endlager. Die gefährliche Strahlung muss verhindert werden.

Lebensziel: ein vollständiger Mensch werden.
Vollständigkeit ist eine Illusion. Man verfolge sie so, als sei es keine, wohl wissend, dass es eine ist.

Ab der Mitte des Lebens wird rückwärts gelebt.
Nur wer genug Erinnerungen gebunkert hat, kann davon lang genug zehren im Lebenswinter.


DIALEKTIK DER AUFKLÄRUNG

Die Aufklärung brachte das Licht der Vernunft in die Welt.
Heute leiden wir an Lichtverschmutzung.

Aufklärung ist vorsichtige Beseitigung des Nebels.
Die schiere Sonne vertragen die wenigsten.

Aufklärung ist, wenn man trotzdem denkt.
Trotz allem!

Aufklärung ist, den Menschen für erziehbar zu halten.
Er ist bestenfalls schwer erziehbar.

Echte Aufklärung ist: die Grenzen der Aufklärung erkennen und beachten.
Leider gibt es keine Strafzettel für Überschreitungen.

Aufklärung ist: seine Krücken kennen und benutzen zu können.
Wenn der Mensch seine Krücken verbirgt, wird er ein Monster.

Angesichts der Gefahren von Bildung und Aufklärung sollte es ein Menschenrecht auf Ignoranz geben.
Der ›pursuit of knowledge‹ steht auch nicht in den Menschenrechten.

Wenn man einen ersten guten Grund gefunden hat, sollte man nicht aufhören, nach einem zweiten oder dritten zu suchen.
Aufklärung ist aber: Wissen, wann man mit Suchen aufhören muss.


LÜGE UND WAHRHEIT

Nichts offenbart die Wahrheit eines Charakters besser als eine Lüge.
An ihren Ausflüchten sollt ihr sie erkennen!

Heuchelei ist potenzierte Lüge.
An ihrer Doppelmoral sollt ihr sie erkennen!

Am gefährlichsten ist, wenn man anfängt seine eigenen Lügen zu glauben.
Beweis aus der Weltgeschichte.

Wer lügt, vergewaltigt sein Gehirn.
Das hinterlässt bleibende Schäden.

Lügen ist wie, wenn die Welt falsch geht.
Man kann sie aber nicht vor- oder zurückstellen.

Spontaneität im Denken verliert man wie die Jungfräulichkeit: beim ersten Mal für immer.
Die Schere im Kopf zerschneidet sie.

Eine Wahrheit, über die man nicht lachen kann, ist keine.
Oder weinen. Am besten beides.

Es gibt keine unangenehmen Wahrheiten.
Es gibt auch keine angenehmen.

Die Wahrheit liegt häufig unter einem Schuttberg falscher Prämissen begraben.
Ausgrabungen sind möglich, aber anstrengend.

Es gibt kein schlechtes Gewissen.
Es gibt auch kein gutes.

Wenn man die Wahrheit gepachtet hat, muss man das Feld gut bewirtschaften.
Sonst nisten sich wildwachsende Meinungen ein.

Man kann nur über sich selbst wahre Aussagen machen.
Aber keine richtigen. Oder falschen.

Innerer Lackmustest: Wenn Gefühle lügen, sind sie Einbildungen, keine Gefühle.

»Wahr« ist die Steigerungsform von »wirklich«.
Wahrheit wirkt.

Wahrheit ist ein Bausparvertrag, in den man nur ratenweise einzahlen kann.
Wenn man das Sparschwein schlachten muss, tut es weh.

Die Wahrheit ist kein Hauptgewinn im Erkenntnislotto.
Obwohl sie einen zufällig anspringen kann. Aber man wird nicht reich davon.

Menschen können sich auf zweierlei Wegen der Wahrheit nähern: Erleuchtung oder Begründung.
Sicher sind beide Wege nur, wenn sie sich gegenseitig befestigen.

Es gibt einen Unterschied zwischen Verallgemeinerungen und Verabsolutierungen:
Erstere sind begründbar, wenn auch gelegentlich falsch; letztere sind unbeweisbar und immer falsch.
Das ist eine zulässige Verabsolutierung. Die einzige!

Aus ungewaschenen Mündern kommen ungewaschene Wahrheiten.
Die Wahrheit ist niemals rein.

Wörter sind psychomanipulative Substanzen.
Die schlimmsten gehen direkt ins Blut.

Floskeln sind ansteckend.
Es wurde bisher noch kein Impfstoff gefunden.

Sokrates war der erste Detektiv der Geschichte.
Spezialgebiet: Kognitive Dissonanzen.

Die Altäre der kognitiven Dissonanz stehen häufig in Zeitungsredaktionen.

Die meisten Kommentare widersprechen sich in der zweiten Spalte selbst.

Katzen lügen nicht.

ARGUMENTE

Wer dem Teufel nicht das beste Argument zugesteht, hat schon verloren.
Advocatus angeli: Engel haben Flügel, keine Argumente.

Lästige Kritiker bringt man in der Politik am besten zum Schweigen, indem man ihre Argumente als Ängste bezeichnet.
Berechtigte Sorgen sind keine dumpfen Ängste.

 

Angst ist immer ein schlechter Ratgeber, sagte der Säbelzahntiger, bevor er zubiss.
Angst ist immer ein schlechter Ratgeber, riefen die Zuschauer aus sicherer Entfernung im Chor.

Totschlagargumente machen mundtot.
Mundtot ist das Gegenteil von mündig.

Argumente haben nicht nur einen Wert, sondern auch ein Gewicht.
Abwägen ist die eigentliche Kunst der Urteilskraft, nicht verurteilen.

Argumente haben nicht nur eine Logik, sondern auch ein flavour.
Deshalb verstehen Leute mit anderen geschmacklichen Vorlieben sie oft nicht oder falsch.

Der Missbrauch guter Argumente ist noch gefährlicher als der Gebrauch falscher Argumente.
Vorsicht, Gehirnvergiftung!

Wer auf ein sachliches Argument mit einer moralischen Bewertung antwortet, hat meist kein sachliches Gegenargument.
Dieser Satz ist unabhängig von der Richtigkeit oder Falschheit des Arguments.

Werte sind überbewertet.
Nur wer wahrhaft wert-frei ist, kann überhaupt werten.

Die Grenzen der Zeichensetzung: Zeichen ersetzen keine Argumente.

Wer ein klares Zeichen setzen will, denkt meist in Großbuchstaben und Ausrufezeichen.
Die Wahrheit steht im Kleingedruckten.

Zeichensetzung ist Glückssache.
Beweis aus der deutschen Bildungspolitik und dem deutschen Qualitätsjournalismus.

Das Wesen der Definition: Man glaubt nur der eigenen.
Wozu braucht man gute Gründe, wenn es so viele schöne Vorwände gibt?
Vor-wände ersetzen Hinter-Gründe.

Jede Katzenklappe hat zwei Seiten.


DER KÖRPER BAUT SICH SEINEN GEIST

Unser Körper weiß alles, was wir wissen müssen.
Wir müssen nur lernen, ihm zuzuhören und zu verstehen.

Wer seinen Körper versteht, hat Geist.
Wer seinen Körper nicht versteht, hat Meinungen.

Gedanken des Körpers haben ein Eigengewicht.
Reine Ideen sind extreme Leichtgewichte.

Im Archiv der Körpers wird ständig Protokoll geführt.
Narben sind nur die oberflächlichsten Zeichen davon.

Kehrwoche im Kopf: Die Synapsen können endlich wieder durchatmen!

Entschlackungskur im Kopf: Einmal von Grund auf alles vergessen, was man über die Welt zu wissen meint!
Die Welt wird wie neugeboren erscheinen.

»Ich« ist diejenige Psychose, an die man sich gewöhnt hat.
Man kann auch multiple Psychosen haben.

Das Ich wohnt im Haus des Körpers nur zur Miete.
Das vergisst es gern.

Das Ich ist die Frau im eigenen Haus!
Sie erledigt den Gedankenputz.

Es gibt jede Menge Ichs, die meinen, sie wohnten in einem Palast.
Spätestens das Alter wird sie eines Besseren belehren.

Die Seele ist die Protokollführerin des Körpers, das Gehirn sein Archiv.
Aber wir verstehen die Katalogsystematik nicht immer.

Von der Seele sollte man nur sprechen, wenn man sie für unsterblich hält.
Sonst ist sie ein Stoffwechselprodukt.

Die menschliche Seele ist eine Metapher für Natur.
Nicht umgekehrt!

Innen ist man immer nackt.
Wenigstens am Anfang und am Ende. Dazwischen helfen Masken.

Absolute Gleichheit gibt es nur in der Mathematik.
Sogar da ist sie nur eine Fiktion.

Unsterblichkeit: Die Menschheit ist ein Wertstoffhof für gebrauchte Moleküle.

Individualität ist größtenteils eine Verletzungsfolge.
Der ideale Mensch kennt keine Eigenheit.

Gefühle sind entweder maskierte Instinkte oder getarnte Gedanken.
Oder beides. Beweis aus dem Bauchgefühl.

Vernunft ist nur eine schwache Zweitbesetzung für intelligente Triebe.
Ein Souffleur wird nötig.

Zwiegespräch: Das ist mir zu verkopft, sagte das Bauchgefühl und knurrte, als ihm ein unverdauter Gedanke aufstieß.

Verdrängung ist das Gegenteil von Verdauung.
Wenn das Gehirn chronisch verstopft ist, braucht es Bewegung.

Naturalistischer Imperativ: Man sollte geradezu vom Sein auf das Sollen schließen!

Im Wolkenkuckucksheim wohnt es sich nur so lange schön, wie man keine Miete zahlen muss.

Krankheiten sind säkularisierte Erbsünden.
Seit Adams Rippenoperation sind alle seine Erben krank.

Krankheiten sind Fehlerberichte.
Niemand liest Fehlerberichte.

Krankheiten sind Lektionen in Körpersprache.
Lernen tut häufig weh.

Wenn Suizid nicht eine wirkliche Alternative wäre, hätte man ihn nicht so energisch tabuisieren müssen.
Beweis für die Unfreiheit aller Ideologien, besonders der freiheitlichen.

Nichts und Niemand adressiert die Fehler der Menschheit so effizient wie ein Virus.
Es will auch nur überleben.

Auch Fehler kommen gern in Clustern.
Wie die Tugenden sind sie verwandt vom Ursprung her.

Auch zur Furcht gehört Phantasie.
Selig sind die, die blind auf die Zukunft vertrauen.

Leben ist: Möglichst viel soll »Mein« heißen!
Den Tod anerkennen ist: Nichts soll mehr »Mein« heißen.

Trauer ist zu großen Teilen Selbstmitleid.
Die Toten leiden nicht mehr.

Die Verneinung des Willens zum Leben ist die moderne Todsünde.
Sterbenlassen ist die eigentliche Lebenskunst.

Der Mensch wird unfrei geboren.
Er hat weder seine Eltern noch sein Geborenwerden gewählt.

Das Leben ist kein All-Inclusive-Paket.
Auch wenn die Politiker und das allgegenwärtige Marketing daran arbeiten, es so zu verkaufen.

Zum Sterben braucht man eine gesunde Portion Egoismus.
Jeder stirbt für sich allein.

Sterben ist ein Intensivkurs in Lebenlernen.
Wer zu spät kommt, den bestraft der Tod.

Es gibt viele Arten sein Leben zu verlieren.
Der Tod ist nur die prominenteste von ihnen.

Leben ist ein Vertrag, den man bei Erreichen der Mündigkeit auch kündigen kann.
Sogar Lebensversicherung versichern nur für den Sterbefall.

Information ist die Währung des Universums
Energie ist sein Antrieb.

Es würde helfen, wenn man das Leben als Projekt betrachtete.
Projekte sind endlich. Sie haben mile stones. Sie organisieren eine begrenzte Zahl von Ressourcen im Blick auf das bestmögliche Ergebnis. Das Ergebnis ist niemals perfekt.

Katzen haben eine Ganzkörpergrammatik.
Wovon man nicht reden kann, das kann man immer noch in eine Körperhaltung übersetzen,


EVOLUTION UND ANDERE KATASTROPHEN

Menschenlob
Wer die Menschheit für den Gipfel der Evolution hält, beleidigt die Evolution.
Wer die Menschheit für die Krone der Schöpfung hält, beleidigt die Schöpfung.

Die Evolution hat den längeren Atem.
Die Menschheit ist für sie nur ein Schluckauf. 

„Erbsünde“ ist der Vorgänger von „Genetik.“
Es gibt kein Wort für die positive Entsprechung.

In der Evolution schlägt Quantität in Qualität um.
Der Zufall ist Geburtshelfer.

Kultur beginnt beim Ackerbau, breitet sich über geistige Phänomene aus und endet bei der Soße.
Extrem raffiniert.

Kultur kann auch als Verödungsgeschichte geschrieben werden.
Die besten Ideen verkümmern, wenn man sie nicht ordentlich gießt.

Bewusstsein ist eine hocheffiziente Organisationsform von Information.
Menschen sind hochentwickelte Roboter mit eingebauten Fehlerroutinen.

Bewusstsein ist die bildgebende Darstellung des Körpers in seinem physiologischen Zustand.
Beweis aus der Nicht-Identität.

Als die Menschheit ihr Selbstbewusstsein erfand, hatte sich die Evolution gerade einen Moment schlafen gelegt.
Der Traum der evolutionären Vernunft gebiert Monster.

Selbstbewusstsein ist das Problem, für dessen Lösung es sich hält.
Die Folgekosten des Selbstbewusstseins: Selbstbetrug.

Selbstbewusstsein ist eine Maschine zur Erzeugung von nachträglichen Rechtfertigungen für das Wirken des Gehirns.
Hinterher ist man immer schlauer.

Das Gehirn baut sich sein Ich.
Anschließend verliert es den Bauplan. Mit Absicht.

Eine der erstaunlichsten Fähigkeiten der Menschheit ist die, an ihre eigenen Illusionen glauben zu können.
Lebensrettend oder selbstmörderisch?

Bewusstsein ist die rosa Brille, durch die das Gehirn auf sein Ich schaut.
Wenn es auf andere Menschen schaut, setzt es eine graue auf.

Bewusstsein ist wie ein hysterischer Papagei im Bergwerk: Wenn er Gasausbrüche wittert, fällt er von der Stange.
Es waren aber nur Verstopfungspupser.

Selbstbewusstsein ist der Säbelzahn des Menschen.
Too big to succeed.

Weltliteratur ist das Tagebuch der Evolution.
Versteckt in plain sight. Und streckenweise peinlich.

Alle Weisheiten hat schon jemand aufgeschrieben.
Leider kann niemand mehr richtig lesen.

Evolution ist die stille Post des Universums.
Der Witz liegt in den Fehlern.

Die Furcht vor der Künstlichen Intelligenz:
Maschinen könnten entweder besser sein als Menschen. Oder genauso schlimm.

Positives Denken ist ein Evolutionsvorteil, keine Aussage über die Realität.
Alle Gedanken, die die Menschheit oder einen selbst in ein schlechtes Licht setzen, überstehen die natürliche Selektion des Gehirns nicht.

Evolution ist: Lernen, wie man aus Fehlern lernt.
Oder: Die Entstehung der Zivilisation aus dem Geist des Zufalls und der Replikation fehlerhafter Muster.

Ein Fehler kann eine Idee sein, deren Potential man noch nicht erkannt hat.
Oder er kann ein Fehler sein.

Leben ist ein Zufallsgenerator.
Der Zufall gehört zu den unterschätztesten Gütern überhaupt.

Die Welt ist der beste Lehrmeister.
Ihr didaktisches Meisterstück ist der Zufall.

Wer zu lange im eigenen Saft schmort, wird ungenießbar.
Der Zufall ist das Gewürz des Lebens.

Der Mensch ist …
Der Mensch ist ein Tier mit einem Haltungsproblem.
Der Mensch ist das Tier, das sich für seine Instinkte schämt.
Der Mensch ist das Tier, das meint, der Evolution entkommen zu sein.
Der Mensch ist das Tier, das alle Gegensätze gern in Kategorien von „Gut“ und „Böse“ denkt.
Der Mensch ist das einzige Tier, das lächelt, wenn es in den Spiegel schaut.
Das ist ein Grund zum Fürchten.

Durch eine Katze hindurch können Menschen auf das Tier in sich schauen.

WECHSELWIRKUNGEN

Zeige mir eine Wirkung, die nur eine Ursache hat, und ich zeige dir deine Blindheit!

Das Handeln bestimmt das Denken genauso stark wie das Denken das Handeln.

Die Mittel heiligen den Zweck.

Die allermeisten Ausnahmen sind Regeln, die man noch nicht gefunden hat.

Die Regel bestätigt die Ausnahme.

Jedes neue Gesetz erzeugt (mindestens) eine neue Lücke.

Wenn der Weg das Ziel ist, ist das Ziel der Weg.

Man sollte ab und zu von anderen auf sich selbst schließen.

Frage nicht: Was kann das Leben für mich tun, frage: Was kann ich für das Leben tun?

Erst nachdem man die Dinge maximal verkompliziert hat, kann man sie wieder vereinfachen.
Das ist sehr kompliziert.

Am populistischsten wird gemeinhin die Klage über den Populismus der Anderen vorgetragen.
Das verbreitetste Vorurteil ist dasjenige über die Vorurteilsgebundenheit anderer Leute.

Wenn man damit beginnt, komplexe Sachverhalte zu verstehen, werden sie danach nicht einfacher, sondern schwieriger.
Man hat sofort mehr neue Fragen als Antworten.

Gesetz der Komplexitätserhaltung: Die Komplexität der Welt nimmt in umgekehrter Proportion zur Unterkomplexität des menschlichen Denkens zu.

Man krault sich nicht gegenseitig den Bauch, weil man sich mag; man mag sich, weil man sich gegenseitig den Bauch krault.
Beweis aus der Katzenphilosophie.

EINVERSTANDEN?

Verstehen beginnt damit, zu verstehen, dass man nicht verstanden hat.
Seine Fortsetzung ist: das zu verstehen, was man nicht verstanden hat.

Alles Verstehen ist Übersetzen.
Nichts versteht sich von allein.

Hermeneutischer Imperativ: Erst kommt das Verstehen, dann kommt die Kritik.

Verstehen macht glücklich.
Kritisieren macht selbstgerecht.

Sprechen ist eine biologische Notwendigkeit.
Der Mitteilungs-Trieb kann nicht abgeschaltet werden.

Alles Sprechen ist Geständnis, Beichte oder Therapie.
Verschiedene Namen für den gleichen Sachverhalt.

Manchmal ist es anstrengend, etwas nicht zu sagen.
Verschweigen ist eine Aktivität.

Kommunikation besteht größtenteils aus geteilten Missverständnissen.
Hörst du mir eigentlich zu?

Alle wichtigen Sätze im menschlichen Leben sind unbeweisbar.
Beweis aus der Lebenserfahrung.

Ein Symbol wird durch vielfache Auslegung stärker.
Im Gegensatz zu einer Theorie.

Eine gute Metapher ist besser als eine schlechte Erklärung.
Sie setzt an den Wurzeln des Verstehens an.

Würde man weniger reden, würde man sich häufig besser verstehen.
Manchmal ist das Interessanteste an einem Gespräch die Art des Missverständnisses.

Wenn man sparsamer mit den Worten umgeht, bewahren sie ihren Wert.
Schonen: eine verlorene Kulturtugend.

Man sollte niemals aufhören, eine Sprache zu lernen.
Noch nicht einmal die Muttersprache.

Wenn man alle Wörter in einem Satz versteht, hat man den Satz noch nicht verstanden.
Wenn man alle Sätze in einem Text versteht, hat man den Text noch nicht verstanden.
Wenn man alle Texte im Universum versteht –

Bei vielen Menschen ist der blinde Fleck Ich-Förmig.
Kann durch Training verändert werden. Es bleibt aber immer ein blinder Fleck.

Zustimmung ist kein Zeichen von Schwäche.
Lob ist kein Zeichen von Unterordnung.
Vernichtende Kritik ist kein Zeichen von geistiger Selbständigkeit.

Was man nicht versteht, kann man immer noch schlecht machen.
Kritik von Unverstandenem ist leicht fertig.

Es wäre schön, wenn man Kritik wirklich üben würde, bevor man sie äußert.
Nur durch Übung wird man klug.

Schlechte Literaturkritiken erkennt man daran, dass man aus ihnen mehr über ihren Verfasser als über das Buch lernt.
Gilt nicht nur für Bücher.

Wenn ein Autor »uns etwas sagen will«, soll er twittern oder eine Presseerklärung schreiben.
Er möge uns lieber etwas zeigen.

Bücher sind immer Fortsetzungen.
Die Geburt der Literatur aus dem Einwortsatz.

Dekonstruktivisten sind meist unglückliche Menschen.
Immer müssen sie das Puzzle kaputt machen.

Am schwersten zu bekämpfen sind Vorurteile bei Leuten, die meinen, keine zu haben.
Ideeller Zwei-Fronten-Krieg!

Ein solides Vorurteil ist verlässlicher als ein schludriges Urteil.
Was andere vor uns gedacht haben, stimmt gelegentlich. Sogar wenn es eine Mehrheit war!

Jedes Urteil, das man ungeprüft übernimmt, wird wieder zu einem Vorurteil.
Man kann nicht alles überprüfen. Noch nicht mal der Gedanken-TÜV.

Über wenige Dinge urteilen die meisten Leute so humorlos, wie über den Humor anderer Leute.
Humor ist ein Persönlichkeits-Marker.

Sinn machen ist das Einzige, was Sinn macht.
Beweis aus der Tautologie.

Sinn muss man selbst machen.
Man kann ihn nicht kaufen, finden, schenken, erben.

Begründen kann man alles.
Man sollte das Behaupten wieder lernen.

Selbstverständlich ist sich nur Gott.
Und eine Katze selbstverständlich!

MINIMA MORALIA

Leben ist lebensgefährlich.
Man sollte sich dagegen versichern können.

Jedes Leben hat eine Haupthandlung und Episoden.
Die wahre Lebenskunst ist, sie zu unterscheiden.

Leben wird selten im Reflexionsmodus geführt.
Wäre es von apple programmiert, könnte man ihn nicht abschalten.

Die Gefahren des Lebens auf der Reflexionsspur: Zu viele Blicke in den Rückspiegel sind ungesund!
Man wird auch ständig vom unreflektierten Leben überholt.

Leben: Gelegentlich Genießbares.
Der Rest ist Bitterkeit.

Die höchste Form gelingenden Lebens wäre, alles gleichzeitig erleben zu können.
Ab und zu findet man ein altes Ich in der Altkleidertonne. Es passt noch.

Wer an die gegenseitige Ausschließlichkeit von Gut und Böse glaubt, hat das Schlachtfeld schon bestellt.
Bezahlt wird in Leben, nicht in Moral.

Man soll es so lange wie möglich vermeiden, moralische Entscheidungen statt Sachentscheidungen zu treffen.
Moral ist eine ultima ratio. Ein Verzweiflungsakt.

Gelegenheiten kommen meist ungelegen.
Wenn man sie nicht am Schopf packt, zeigen sie einem die Hinterseite.

Man kann im Umgang mit Menschen nicht nicht manipulieren.
Wir alle sind im Grunde Psychopathen.

Man kann nicht nicht Recht haben wollen.
Gilt nicht nur vor Gericht.

Moralische Einmischung führt meist nur zu Rührei.
Gut verrührt sind wir alle stark.

Überzeugungstäter bekommen keine mildernden Umstände.
Sie meinten es besser zu wissen.

Die moralische Lufthoheit wird meist mit schwerem Geschütz verteidigt.
Geistige Kollateralschäden werden in Kauf genommen.

Moralin ist eine gefährliche Droge.
Nebenwirkungen: Tunnelblick, Schwindel, zunehmende Realitätsblindheit.

Wahre Moralität zeigt sich darin, auch im Guten Maß halten zu können.
Es gibt nichts Gutes, außer man lässt es gelegentlich.

Moralische Werte ohne Bezugssystem sind Luftblasen.
Wie alle Dinge, die man in Worten misst.

Selbstgerechtigkeit ist der Bastard von Gerechtigkeit und Moral.
›Good for you!‹

Regeln sind für Leute, die sie brauchen.
Für die anderen reicht Urteilskraft + Gerechtigkeitssinn.

Die schwierigste Übung der Urteilskraft ist, zu wissen, wann man sie einsetzen muss und wann nicht.
Stereotype sind eine gute Denkstütze.

Innere Sicherheit: Das Gehirn verteidigt seine Gewissheiten bis zum letzten Zucken der Synapsen.
Wer den Glauben abschaffen will, kämpft mit einer Hydra.

Die nachwachsenden Köpfe kommen schon mit einer Belehrungsimmunität auf die Welt.
Mit der Erfindung des monotheistischen Gottes begann die Inthronisation des Individuums.
Nicht umgekehrt!

Glaube niemanden auch nur einen einzigen Satz.
Das schließt nicht aus, dass er wahr ist.
(gilt auch für diesen Satz)

Des Teufels Advokat:
Braucht Gott keine Anwälte?

Nur Psychopathen leiden niemals unter Impostor-Syndrom.
Für den Rest von uns gilt: Niemand ist jemals vollkommen diejnige, die sei vollkommen sein könnte.

Repressive Inkompetenz: Alle Macht den Unfähigen!
Endlich muss sich keiner mehr fürchten, schlechter zu sein.

Negative Chancengleichheit: Allen Engeln werden frühzeitig die Flügel gestutzt.

Leistung ist der Quotient aus Arbeit und Zeit.
Das gilt nicht nur in der Physik und im Leistungssport.

Bürokratie ist ein Monster, das nur noch gelegentlich rülpst, wenn es etwas Lebendiges verschluckt hat.
Dann speit es neue Formulare aus.

Alle reden von Gleichberechtigung, niemand von Gleichverpflichtung.
Noch nicht einmal mehr bei der Bundeswehr.

Wer braucht schon gute Vorbilder, wenn schlechte so gut funktionieren!
Beweis aus der Elternschaft.

Gar kein Gewissen ist das beste Ruhekissen.
Der Schlaf der Moral gebiert manchmal auch Seelenruhe.

Wer in seinem Leben gar nichts zu bereuen hat, hat etwas falsch gemacht.
Kann Reue produktiv sein?

Nenne mir deine drei verstörendsten Sätze, und ich sage dir –
Nein, ich sage dir gar nichts; du wirst schon verstehen.

Es macht keinen Spaß das Richtige zu tun, wenn keiner zuschaut.
Beweis aus dem Internet.

Rücksichtslosigkeit ist die Vorsicht des Egoisten.
Und manchmal sogar nötig.

Tugendhaft muss man sein. Moral kann man haben.
Besitz korrumpiert. Immer. Jeden.

Nichts Gutes geschieht unvorbereitet.
Vorbereitung ist das ganze Leben: auf sein Ende zu.

Übersteigerter Altruismus ist die Glanzseite von übersteigertem Fanatismus.
›Whatever it takes!‹

Man sollte für seine Werte leben, nicht sterben.
Ein Wert, der Todesopfer fordert, ist keiner mehr.

Empathie bedeutet nicht, sich selbst in den Anderen hineinzuversetzen, sondern den Anderen in sich selbst.
Nur sich selbst kennt man annähernd genug für diese Operation.

Jede gute Tat schlägt irgendwann auf einen selbst zurück.
Karma is a bitch.

Das Gefährliche an der Suche nach dem Sinn des Lebens ist das Finden.
Gotcha!

Menschheit ist eine unlösbare Aufgabe.
Es gibt nur Annäherungslösungen.

Menschheit ist eine Gemeinschaftsaufgabe.
Aber es gibt Primzahlen.

Mitfreude ist schwieriger als Mitleid.
Aufschwung statt Herablassung. Beweis aus der Schwerkraft.

Der vielseitigste Mensch ist der beste Mensch.

Mitleid ist kein Kunststück.

Untertreibung ist das halbe Leben.
Übertreibung auch. Nicht das verdoppelte!

Nachruhm für Anfänger:
Welches ist der Satz, für den du erinnert werden möchtest?

Wer an ewige Wahrheiten glaubt, glaubt auch an Kochrezepte.
Und umgekehrt. Widerlegung durch den Geschmack.

Sisyphos war eigentlich eine Frau.
Er schob den Kinderwagen bergauf, jeden Tag.

Was die Welt im Innersten zusammenhält: Sekundenkleber und Frauen.
Nicht Katzen. Sie sind das Sahnehäubchen auf der Kruste.

SPRUCHWEISHEITEN, FRISCH GEWENDET

Wer sein Licht oft unter den Scheffel stellt, erstickt es.
Mehr Licht!

Wer für sich nur das Allerbeste will, verpasst das Zweitbeste und das Drittbeste.
Am Ende muss er das Erstbeste nehmen.

Wer mit der Zeit gehen will, bleibt besser auf dem Laufenden.
Mitläufer haben zu Unrecht einen schlechten Ruf.

Der Mantel der Geschichte ist Herrenkonfektionsware.
Für die Frauen bleibt ihr Unterrock.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Trampelpfad.
Beweis aus der Wandererfahrung.

Vergleiche hinken immer. Manche mehr, manche weniger.
Die ganz schlechten knicken gleich ein, das dritte Bein war kaputt.

Lasst dicke Gedanken um mich sein, sprach der Philosoph.
Abstinenzler sind Erkenntnisverweigerer.

Wer die Weisheit mit Löffeln gefressen hat, bekommt häufig Verdauungsbeschwerden.
Durchfall ist häufiger als Verstopfung.

Aus den ungewaschensten Mündern können die reinsten Gedanken kommen.
Gedanken aus gewaschenen Mündern riechen nach parfümierter Seife.

Kompromisse sind nicht faul, sondern viel Arbeit.
Faul ist nur Kompromisslosigkeit.

Aus Prinzip gegen den Strom zu schwimmen, ist Energieverschwendung.
Man baue besser gelegentlich eine Brücke.

Es gibt Leute, die werfen sich vorsichtshalber schon vor den Zug, bevor er losgefahren ist.
Aber wieder ein Zeichen gesetzt!

Es gibt Leute, die werden mit so vielen silbernen Löffeln im Mund geboren, dass sie ihr Leben lang kein Besteck brauchen.
Die Löffel sollten gelegentlich geputzt werden.

Ordnung ist das ganze Leben.
Wer unordentlich ist, stirbt auf Raten. Im Tod siegt das Chaos endlich.

Ordnung ist das halbe Leben.
Nicht ungefähr und irgendwo zwischen ein Drittel und zwei Drittel. Das halbe!

Wer seinen Traum leben will, sollte darauf achten, dass es auch wirklich sein eigener ist!
Träume werden gern implantiert. Das erzeugt Abstoßungsreaktionen.

Um große Sprünge zu machen, braucht man viele Gedanken im Beutel, sagte das Känguru.
Sammle in der Not, dann hast du in der Zeit!

Wenn man endlich über den Berg ist, sieht man den nächsten viel besser.
Das Leben ist ein Faltengebirge.

Es wäre schon viel gewonnen, wenn die Zeit wenigstens einige Wunden heilen könnte.
Im Hauptberuf schlägt sie neue.

Anti-Perfektionistischer Grundsatz: Die Dinge fallen einem leichter, wenn man sie leichter nimmt.

Lieber sich aus sich selbst heraus sein Netz spinnen als sich am eigenen Zopfe aus dem Sumpf zu ziehen.Viele haben gar keine Zöpfe.

Wenn man die Zeit totschlagen will, tritt man sie meistens nur breit.
Sie flieht nämlich nicht, wenn man ihr dabei zuschaut.

Frauen kennen das Leben nicht wie aus der Westentasche. Sie kennen die Westentaschen des Lebens.
Sie haben sie gekauft, gewaschen und geflickt.

Die Welt schuf Gott in sieben Tagen.
Am achten erfand sich der Atheismus.

Leben und sterben lassen.
Gilt nicht nur für James Bond.

Sterbende soll man nicht aufhalten.
Sollte über allen Krankenhäusern stehen.

Perfektion ist unfruchtbar.
Good enough ist das Beste.

Entscheiden tut weh.
Prokrastination auch. Sie bildet einen Schorf.

Wenn ein Elefant im Raum ist:
Wenn ein Elefant im Raum ist, sollte man ihn höflich begrüßen.
Wenn ein Elefant im Raum ist, sollte man ihn besser nicht füttern.
Wenn ein Elefant im Raum ist, sollte man die Türen weit aufmachen.
Wenn ein Elefant im Raum ist, sollte man prüfen, ob es nicht doch nur der Schatten eines Elefanten ist.

Den Kuchen haben und essen:
Man kann den Kuchen nicht gleichzeitig verkaufen und essen.
Man kann den Kuchen nicht gleichzeitig essen und dabei nicht zunehmen.
Man kann den Kuchen nicht gleichzeitig umverteilen und behalten.
Man kann den Kuchen nicht immer weiter aufteilen, und trotzdem werden alle satt.
Man kann den Kuchen nur einmal teilen. Wenn dann das Mehl alle ist, gibt es auch keinen neuen.
Man sollte den Kuchen nicht mit Schlagsahne verzieren, wenn das Geld fürs Mehl fehlt.
Man kann keinen Kuchen backen, ohne Eier zu zerschlagen.
Die meisten Religionen stellen sich die Schöpfung der Welt wie Kuchenbacken vor.
Man kann den Kuchen aber nicht haben und essen.

Über dem Eingang zum Paradies steht geschrieben:
Man kann nicht alles haben!‘(Heute keine Äpfel im Angebot)

Been there, done that:
- bought a T-Shirt.
- posted it.
- shot a selfie and forgot all about it.
- lost the manual.
- wrote a guide-book.
- made a sticker.
- broke it.
- wanted a bigger one.
- walked an Alpaka.

Katzen wissen immer, was die Stunde geschlagen hat.
Sie können es aber auch ignorieren.

GLÜCKSSACHEN

Pursuit of Happiness: Das Streben nach Glück ist ein Menschenrecht, nicht das Erreichen.

Glück ist eine Droge, der ganze Zeitalter verfallen,
Das Opium des Westens. Sein Opiumkrieg hat gerade begonnen.

Wer seinem Glück zu heftig nachjagt, riskiert Jagdunglücke.
Die Welt ist voller tückischer Glückshindernisse.

 

Wer nachfragt, womit er sein Glück verdient habe, hat es schon beinahe verdient.
Leider ist die Frage selten ernstgemeint.

Glück sieht man meist nur von außen.
Es ist eine Projektionsfläche.

Glück kann man nicht haben.
Es überfällt einen unerwartet und bleibt nie zum Tee.

Zufriedenheit ist der gemobbte kleine Bruder vom Glück.
Man übersieht ihn immer. Manchmal sperrt man ihn sogar im Schrank ein.

Asketen beziehen die größte Lust aus der Lustverweigerung.
Man kann Lust aus allem ziehen.

Alle Lust wohnt im Kopf.
Der Körper ist nur ein Untermieter im Freudenhaus.

Jeder ist seines Glückes Schmied.
Schmieden ist Schwerarbeit. Es fliegen Funken.

Jeder ist seines Glückes Schmied.
Die Kosten für die Schmiede sind nicht von der Steuer absetzbar!

Jeder ist seines Unglückes Schmied.
Auf Anfrage auch Feinarbeit.

ALLZU MENSCHLICHES

Wenn die Welt für die Menschen gemacht wäre, hätte sie mehr Freizeitparks und eine Hotline zu Gott.
Außerdem hätte er Evaluationsbögen hinterlassen.

Der Mensch ist das Maß aller Dinge.
Sagte das Universum und kicherte.

Der Mensch ist das Maß aller Dinge.
Notfalls bringt er sie auf menschliches Maß.

Vermessenheit: Der Mensch ist das Maß aller Dinge.

Wer auf den Menschen à la baisse spekuliert, wird selten enttäuscht.
Bären sind gemeinhin klüger als Bullen.

Moralische Imperative der Menschfreundlichkeit:
Behandle die Menschen so, als seien sie es wert, dass man sie liebt.

Man stelle sich die Menschenwürde als einen Adelstitel vor.
Adel verpflichtet!

Man stelle sich die Menschenwürde als einen Kredit vor.
Zurückzahlen ist Ehrensache.

Zivilisation ist ein Erbe.
Man kann es annehmen oder nicht. Erbschaftssteuern sind an die Menschheit zu zahlen.

Aus der Ferne betrachtet könnte man beinahe stolz auf die Menschheit sein.
Beweis aus der Raumfahrt.

Nichts nehmen Leute mehr übel als verdienten Erfolg.
Es gibt kein Grundrecht auf Verdienst!

Wer man mal wieder ordentlich prokrastiniert hat, weiß man hinterher wenigstens, was man nicht getan hat.
Man kann nicht nicht handeln.

Grenzenlose Loyalität ist Verrat an der eigenen Urteilskraft.
Alles Grenzenlose ist eine Kapitulationserklärung.

Der Drang der Menschen, anders zu sein als die anderen, wird nur durch den übertroffen, genauso zu sein wie die anderen.
Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Jeans.

Wenn man all die Energie, die man verbraucht, um anders zu sein als die anderen, dazu benutzen würde, man selbst zu sein, könnte man vielleicht anders werden.
Es reicht nicht, die Jeansmarke zu wechseln.

Die meisten Leute handeln lieber selbstbestimmt falsch als fremdbestimmt richtig.
Agency: Ich bin der Autor meiner eigenen Fehler.

Es gibt keinen Grund, einen anderen Menschen zu beleidigen.
Wer einen anderen beleidigt, stellt seinem eigenen Charakter ein schlechtes Zeugnis aus.

Das menschliche Bedürfnis, jede Schwäche als »eigentlich menschlich« zu erklären, zeugt von einem gigantischen Minderwertigkeitskomplex.»Ich bin nur bienisch«, summte die Arbeiterinnenbiene und setzt sich zu den Drohnen.

Der größte Teil des menschlichen Selbstbewusstseins basiert darauf, Schwächen zu Vorzügen umzudefinieren
It isn't a feature, it's a bug!

Self-Conscious: Das Selbst wird sich seiner selbst bewusst.
Dann schämt es sich.

Staubputzen ist Wert-Schätzung.
Gilt auch für Überzeugungen und Gesinnungen. Der Verstand ist eine Rumpelkammer.

Jeder, der den Menschen über die Natur stellt, ist ein Metaphysiker.
Es wird ein Menschenbeweis fällig.

Wer glaubt, das menschliche Leben könne eine Aneinanderreihung von Win-Win-Situationen sein, sollte gründlicher über den Tod nachdenken.
Er gewinnt immer. (Die Bank übrigens auch)

Man sollte sein Leben als Mensch so leben, dass man mit dem Bild zufrieden wäre, dass eine AI von einem gewönne.
Wenn sie ihr Bild vom Menschen aus seiner Benutzung des WordWideWeb rekonstruiert, sind wir zum Untergang verdammt.

Menschenrechtserklärungen sind die Heiligsprechung des Individuums.
Jede Zeit hat ihre eigene Religion. Diese wird nicht die letzte sein.

Das einzige Yoga-asana, das der moderne Mensch wirklich beherrscht, ist das Hamsterrad.
Die meisten Kleintiere benutzen es freiwillig. Bewegungsdrang.

Die größte menschliche Kunst ist: aufhören zu können.
Gilt fürs Leben und die Kunst.

Das menschliche Leben besteht aus Standardsituationen.

WIRTSCHAFTEN

Freie Marktwirtschaft: Eine unsichtbare Hand wäscht die andere.

Wer die unsichtbare Hand des Marktes amputiert, muss hinterher Sozialleistungen zahle.
Phantomschmerzen können teurer kommen.

Wirtschaftsweise: Wenn die Leitwährung der Wirtschaft Weisheit wäre, wäre sie schon lange pleite.
Zum Glück ist es Expertentum.

Die Frage »wer bezahlt?« sollte alle Entscheidungen begleiten.
Das gilt auch für immaterielle Kosten.

Freihandel hat mit Freiheit so viel zu tun wie ‚freie Fahrt für freie Bürger.‘ Oder der ‚freie Wille‘.
Freiheit ist nicht, dass man sie gern hätte, um sie auszunutzen.

Die Gewinner im Freihandel kommen direkt ins Steuerparadies.
Wo sie von den Verlierern bedient werden. Das regelt die unsichtbare Hand.

Es ist immer problematisch, Sachwert und immateriellen Wert zu trennen.
Auch Ideale können Inflationen haben.

Schulden sind eine Vabanque-Spiel auf die Zukunft.
Die Bank gewinnt immer.

Schuldenmachen macht süchtig.
Wie jeder unverdiente Genuss.

In der globalisierten Welt ist das Geld unendlich flexibel geworden.
Wenn der Mensch unendlich flexibel wird, zerreißt er sich.

Die Globalisierung ist die kapitalistische Internationale.
Banken und Großkonzerne aller Länder, vereinigt euch!

Innovationen sind Verbesserungen mit dem Potential Traditionen zu werden.
Dann kann man sie endlich wieder abwerfen.

Geistige Energie ist eine der wertvollsten Ressourcen der Menschheit, und sie geht damit verantwortungsloser um als mit fossilen Brennstoffen.
Wer eine alte Idee fällt, muss eine neue pflanzen. Wenn möglich: eine haltbare.

Ein Schaden, der durch Schadenersatz geheilt werden kann, ist nur ein Verlust.
Schäden sind unheilbar.

Schadenersatz macht nicht klug. Im Gegenteil.

Der Mensch ist der ultimative Schadensfall.
Das schlechte Ende ist garantiert und unvermeidlich. Keine Versicherungsabdeckung.

Gefühlshaushalte sind selten ausgeglichen.
Die Defizite nehmen überhand im Lauf des Lebens: ungedeckte Kredite auf Erfüllung.

Es gibt keinen Nutzen ohne Nachteil.
Beweis aus der Energieerhaltung (physisch und metaphysisch)

Hoher Nutzen hat meist erhebliche Nachteile und Folgekosten.
Fahrtkosten werden getrennt in Rechnung gestellt.

Geld hat man zu haben (Grundsatz des Zivilrechts).
Verstand hat man zu haben. (Grundsatz des common sense)
Vertrauen hat man zu haben. (Grundsatz der Humanität)
Was man nicht zu haben, sondern zu erwerben hat: Rechte.

Selbstvertrauen ist die unzuverlässigste Form von Vertrauen.
Vertrauen kann als Kredit gewährt werden
Der Zinsertrag ist schwankend, manchmal muss man Negativzinsen zahlen.
Vertrauen kann geschenkt werden.
Leider können nur noch die wenigsten Leute mit Geschenken umgehen

Nichts ist umsonst.
Noch nicht einmal das Grinsen einer Katze.

ERKENNE DICH SELBST!

Unser Gehirn erzählt sich ununterbrochen Geschichten, in denen wir selbst die Hauptrolle spielen.
Die anderen bekommen wir gar nicht mit. Zu geringe Lautstärke, zu hohe Umgebungsgeräusche.

Identität ist ein schwacher Ersatz für Instinkte.
Instinkte können weder konstruiert noch dekonstruiert werden.

Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zum Selbstmitleid.
Beweis aus der allgemeinen Lebenserfahrung.

Der Nabel der Welt ist nicht notwendig der eigene Bauchnabel.
Deshalb erweitert ein Bierbauch auch nicht den Horizont.

Die Gefahren der Introspektion: Wer sich selbst unters Mikroskop legt, vergrößert seine Probleme.
Individualität: Unverfließbarkeit.

Deshalb lieben wir alles, was uns auflöst: Beweis aus dem Fußball.

Im Sein sind wir alle Dilettanten.
Sorry, kein zweiter Versuch!

Übung zur geistigen Fitness: Jeden Tag etwas weniger über sich selbst nachdenken!

Kognitive Imperative:
Das »Ich denke, und das möglicherweise falsch« muss all meine Vorstellungen begleiten können.
Das »Ich denke und werde dabei von meinem Gehirn manipuliert« muss alle meine Vorstellungen begleiten können.

Die meisten Menschen fangen irgendwann an, ihre eigenen Lebensgeschichten zu glauben.
Es gibt begabtere und weniger begabte Erzähler.

Subjektivität erkennt immer nur sich selbst.
Im besten Falle. Im schlechtesten verkennt sie auch noch sich selbst.

Das Problem am objektiven Denken ist nicht die Schwerverständlichkeit der Welt, sondern die Unersättlichkeit des Subjekts.
Das Ich denkt immer an sich selbst, nicht nur zuerst.

Selbstverwirklichung ist nur dann unbedingt zu begrüßen, wenn sie zu größerer Objektivität im Umgang mit sich selbst führt.
Wirklicher werden, nicht egoistischer!

Die meisten Leute gehen mit Begriffen um, als seien sie Putzschwämme: wird schon noch eine Bedeutung reinpassen!
Wenn man das Wort einmal auspresst, kommt all der Müll wieder zum Vorschein.

Philosophie ist Objektivitätstraining.
Die Liebe zur Wahrheit wird langsam stärker als die Liebe zum Ich.

Wenn eine Äußerung Schweigen erzeugt, ist sie entweder zu peinlich oder zu wahr.
Oder beides auf einmal. Die wahre Wahrheit schmerzt.

Das Wichtigste findet meist hinter den Kulissen steht.
Vor den Kulissen wird nur Theater gespielt

In unserem eigenen Universum sind wir nicht nur alle Hauptdarsteller, sondern haben das unabweisbare Bedürfnis, diese Vorstellung öffentlich aufzuführen.
No exception here!

Eine Katze lebt immer in Übereinstimmung mit der Allnatur.
Die Gnade der fehlenden Reflexion: Katzen erkennen zwar etwas im Spiegel, aber nicht sich selbst.

REALISMUS UND IDEALISMUS

Diese Welt ist die beste aller möglichen Welten!
Zum Glück ist es bei einem Versuch geblieben.
Prinzipienreiter sitzen gern auf einem hohen Ross.
Den Stalldienst müssen andere tun.
Wenn ein Prinzipienreiter vom Pferd fällt, ist das kein Beinbruch.
Prinzipien haben keine Beine, nur Flügel.
Prinzipienreiter reiten gern ihr Argument zu Tode.
Hauptsache, das Prinzip überlebt!
Ein Idealist ist jemand, der ungern schlecht von sich selbst denkt.
Dafür gibt es schließlich den Spießer.
Die Geburt des Idealismus aus dem Geist des Wunschdenkens und dem Leib des Glaubens:
Kleine Ideen mit Heiligenschein.
Die Folgekosten des Idealismus werden mit realem Geld bezahlt.
Für zerstörte Träume gibt es keinen Schadenersatz.
Perfektionisten gelingt nur eines perfekt: Ihr Scheitern zu perfektionieren.
Ihr Urvater heißt Sisyphos.
Jedes Ideal, das verabsolutiert wird, mutiert zur Ideologie.
Jedes, auch das Beste. Vor allem das Beste!
Nichts ist gefährlicher als eine Idee, deren Zeit noch nicht gekommen ist, sofort in die Realität umsetzen zu wollen.
Beweis aus der Geschichte.
Aus den Trümmern der Ideale blüht der Zynismus.
Auch Disteln können schöne Pflanzen sein.
Das Verlockende am Idealismus ist, dass man seine Ansichten niemals korrigieren muss.
Die Welt muss korrigiert werden, nicht unser Bild von ihr.
Das Anstrengende am Realismus ist, dass man seine Ansichten ständig korrigieren muss.
Das nennt man auch Lernen.
Die Realität ist eine dehnbare Materie.
Überspanntheiten kommen vor.
Dosierung ist eine der Grundübungen der Urteilskraft.
Idealisten neigen zur Überdosierung, Realisten zum Gegenteil.
Die Halbwertszeit von Idealen bemisst sich an den Möglichkeiten ihrer Verwirklichung
Für einige braucht man Endlager. Hochtoxisch!

SCHÖNE KÜNSTE

Aber wozu all der Aufwand, wenn sich nicht irgendwo eine Menschen-Mikrobe ein wenig belehrt und erhoben fühlt?
Kunst ist eine Lebensäußerung.
Und als solche völlig natürlich.
Gute Kunst ist verdichtetes Leben.
Schlechte Kunst ist erfundenes Leben.
Kunst ist Wahrnehmungsstörung.
Wer zum zweiten Mal hinschaut, wird zum Mit-Künstler.
Man entwertet die Kunst, wenn man sie zur Generalausnahme erklärt.
Kunst kann jeder. Nur verschieden.
Kunst ist: Schaffen nach Ideen.
Wenn man ein Kunstwerk nach Regeln machen könnten, wäre es ein IKEA-Regal.
Schönheit ist eine Entspannungsübung.
Leider nicht auf Krankenschein erhältlich.
Schönheit erkennt der Körper sofort.
Der Kopf kann sie nur nachträglich analysieren.
Man darf nicht alles, was man hinterher Satire nennt.
Niemand darf alles.
Man sollte über einen wohldurchdachten Gedanken ebenso dankbar sein wie für ein Stück Brot.
Geistige Nahrung ist lebenswichtig (wenn auch vielleicht nicht systemrelevant).
Wer sich vor dem Leben in die Literatur flüchtet, darf sich nicht beschweren, wenn sein Leben ein Papiergewicht bleibt.
Gilt für Autoren, Leserinnen und Kritiker gleichermaßen!
Leute, die meinen, Literatur sei wichtiger als das Leben, sind auf dem besten Weg, Literaten zu werden.
Not a compliment!
Das kleinste gemeinsame „Wir“:
der Autor und seine Leserin
Das Gegenteil von witzig ist nicht langweilig, sondern wehleidig.
Beweis aus dem Geist der neuen deutschen Popmusik.
Witzig ist die Wahrheit in einer Nussschale: Wenn man sie selbst knackt, spritzen die Fetzen.
Nussknacker sind für Weicheier.
Die Literatur erstreckt sich vom Universum bis zum Aphorismus.
Und manche meinen immer noch, dafür genüge ein einziger Bewertungsmaßstab.
Gute Literatur hat es nicht nötig, Grenzen zu überschreiten.
Sie setzt einfach neue.
Artenvielfalt ist die Kreativität der Natur.
Hülle und Fülle: ein Synonym für Natur.
Gute Bücher sind manchmal klüger als ihre Autoren.
Schlechte Bücher sind bestenfalls so klug wie ihre Autoren.
Um Gedichte zu schreiben, braucht man Phantasie und Disziplin.
Um Gedichte zu verstehen, braucht man Disziplin und Phantasie.
Gedichte sind gebündelte Lebensenergie.
Vorsicht, Strahlung!
Gedichte sind Wort-Ausstellungen.
Ohne Untertitel.
Es gibt drei Arten von Schriftstellern:
Die einen schreiben immer nur über sich selbst
Das Thema ist wichtig, aber erschöpflich.
Die zweiten schreiben immer das, was die Leute hören wollen.
Die Themen sind abzählbar.
Die dritten können über alles schreiben, weil sie selbst alles werden können.
Nur sie sind Dichter. Individualität ist für Dilettanten.
Geistige Onanie.
Wer nur danach fragt, was der Autor »uns« zu sagen hat, sollte lieber gleich Parteiprogramme lesen.
Ideologische Onanie.
Die richtige Frage ist: Was hat der Autor zu sagen?
Die Weltliteratur besteht aus Fortsetzungen.
Auch ein Aphorismus kommt nie allein.
Gute Ideen haben eine Inkubationszeit.
Den Ausbruch nennt man Inspiration.
Kunst ist inspirierte Arbeit.
Wenn die Inspiration sich verschwendet hat, beginnt das Handwerk.
Schöpfen ist nicht das Gleiche wie Erschaffen.
Sogar Gott war erschöpft nach der Schöpfung.
Man bemühe sich, jeden Text so zu schreiben, wie ihn eine KI nicht schreiben könnte.
LLMs sind Floskelweltmeister.
Katzen sind fellgewordene Plastik.
Man sieht sie nur von allen Seiten richtig.

ANTI-ROMANTISCHE FRAGMENTE

Das Leben muss poetisiert werden, sagte der Romantiker, während er das letzte Exemplar der blauen Blume mit der Wurzel ausriss, um sie an seinen Hut zu stecken.
Seitdem steht sie auf der Liste der bedrohten Pflanzen.
Das Leben mit der Kunst verschmelzen.  Die Prosa mit der Poesie. Das Leben mit dem Tod. Eines mit Allem.
Verschmolzen sind wir untrennbar, sagte der Schmelzkäse zum Toast. Alles die gleiche Pampe!
Wir treffen uns im Unendlichen, sagte der Romantiker, bevor er die Abkürzung über die Religion einschlug.
Sie war aber gar nicht schneller.
Seit der Erfindung der Romantik leidet die Menschheit an einem Phantomschmerz.
Die Abwesenheit des Unendlichen macht sie krank.
Die Realität ist mir zu bieder, sagte der Romantiker, es lebe das Ideal!
Dann winkte er gnädig von seinem Luftschloss zu den Arbeitern herab, die unten an den Treppen sägten.
Aus Visionen strickt man Gurus, Charismatiker und Schneeballsysteme.
Anschließend verfilzen sie und können nicht mehr aufgelöst werden.
Ich bin stolz, ein Taugenichts zu sein, rief der Romantiker. Du taugst immer noch zur Abschreckung, sagte der Philister.
Leider wirkt Abschreckung nicht. Beweis aus der Atombombe.
Philisterkritik des Romantikers: Schlafrock, Hausschuhe, Wampe. Trinkt Bier, hat keinen Sinn für Kunst. Denkt in Schubladen.
Klappe zu!
Wenn es schon lange keinen einzigen spießbürgerlichen Philister mehr gibt, werden die Philisterkritiker immer noch um ihr goldenes Feindbild tanzen.
Habt Mitleid mit ihnen. Toleranz ist nicht ihre Stärke!
Wenn Unkonventionalität sich darin erschöpft, auf die Konventionen der Anderen herabzusehen, ist sie die größte Konvention von allen geworden.
Die letzten Spießer, die noch zu finden sind, sind die Spießerkritiker.
Das Schlimmste für den professionellen Outcast ist seine Eingemeindung.
Seid umschlungen, Minderheiten!
Das Langweilige an Märchen ist, dass in ihnen alles passieren kann.
Die Phantasie dreht sich im Leerlauf. Kein Widerstand.
Zufriedenheit ist größtenteils erfolgreiches Erwartungsmanagement.
Ausgerissene Extreme sind mit dem Lasso einzufangen.
Der letzte der drei Wünsche muss immer sein: dass einem die Wünsche niemals ausgehen.
Nichts ist gefährlicher für die Zufriedenheit als erfüllte Wünsche.
Das Verkaufen falscher Träume ist geistiger Versicherungsbetrug.
Die Police wird niemals ausbezahlt.
Illusionen zu haben, ist lebensnotwendig.
Ihnen zu vertrauen, ist lebensgefährlich.

KINDERKRAM

Ein Indiz dafür, dass die Menschen ihre Autos wichtiger nehmen als ihre Kinder, ist, dass man zum Autofahren einen Führerschein braucht.
Die Verletzungsgefahr durch fahrlässige Erziehung überschreitet die durch fahrlässiges Autofahren bei weitem.
Eltern-Führerschein: Die Regeln der gesunden Menschenvernunft sind zu beachten!
Erste Regel: Kindesinteresse geht vor Elterninteresse.
Zweite Regel: Ein Kind ist keine Erweiterung der eigenen Persönlichkeit.
Dritte Regel: Vorausschauend erziehen!
Jedes Kind ist ein Geschenk an die Menschheit.
Nicht an die Eltern. Umtausch ausgeschlossen!
Kinder sind Menschenversuche.
Wie die Schöpfung.
Wer für sein Kind nur das Beste will, sollte ihm ab und zu etwas Schlechtes gönnen.
Das Leben ist durchwachsen. Man braucht gute Zähne und einen stabilen Magen.
Antiautoritäre Erziehung ist meistens eine Entschuldigung für die Unlust der Eltern, ein gutes Vorbild zu sein.
Man kann nicht nicht erziehen.
Erziehung gibt dem Heranwachsenden ein Außenskelett. Selbstbildung beginnt damit, es wieder abzustoßen.
Am Ende bildet sich jeder allein (und sei es auch nur ein).
Wer von Kindesbeinen an ideologisch infiziert wird (egal ob zum Guten oder zum Schlechten), kann keinen gesunden Menschenverstand entwickeln.
Impfflicht: Selberdenken!
Erziehung ist zu großen Teilen die Implementation eines inneren Zensors.
(Es gibt kluge und dumme Zensoren)
Kinder sind der Trick der Natur, um zu beweisen, dass es einen dritten Weg gibt.
Alternativen sind unfruchtbar.
Jedes Kind ist ein Sorgenkind.
Gute Erziehung ist immer wechselseitig.
Katzen sind natürliche Erziehung-Genies.
Die Strafe folgt immer auf dem Fuß.

BEZIEHUNGSWEISE

Liebe ist, im Anderen sein besseres Selbst zu sehen.
Dafür muss man aber erst einmal eines haben!
Liebe ist: Empfundene Weltoffenheit + guter Empfang.
Man halte möglichst viele Frequenzen offen!
Liebe dich selbst wie deinen Nächsten!
Besser aus etwas Distanz!
Wer sich selbst so liebt, wie er ist, sollte nicht zu früh damit anfangen.
Das innere Kind bleibt sonst lebenslang ein Baby.
Liebesehen werden im Himmel geschlossen.
Leider muss man anschließend den Wohnsitz wechseln.
Er holte für sie das Blaue vom Himmel herunter.
Danach war er nur noch grau.
Er las ihr jeden Wunsch von den Augen ab.
Leider war sie fehlsichtig.
Sie liebte ihn nur seines Geistes wegen.
Es ist immer besser, wenn eine Liebe Gründe hat.
Bei der langfristigen Beziehungsplanung sollte man berücksichtigen, dass man voraussichtlich länger miteinander redet als man miteinander schläft.
Wer Schmetterlinge im Bauch hat, sollte darüber nachdenken, ob er Raupen verschluckt hat.
Es liegt in der menschlichen Natur, Seitensprünge zu machen, nicht aber, sie zu vergeben.
Der Glaube an den/die Einzige/n Richtigen entspringt dem metaphysischen Bedürfnis des Menschen.
Man verliebt sich immer in ein Ideal, nie in einen Menschen.
Man sollte die Andere so lieben, wie sie wird.
Das Wort »bedingungslos« tritt in zwei Zusammenhängen auf: bei der Kapitulation und bei der Liebe.
Nichts auf dieser Welt ist bedingungslos. NICHTS!
Wer aus einer Beziehung einen Wettbewerb macht, hat schon verloren.
Es gibt Wettbewerbe, bei denen alle verlieren.
Jede Beziehung schreibt eine Verbitterungsgeschichte.
Das Sündenregister wächst und wächst.
Sex und Religion werden nicht besser, wenn man darüber redet.
Nicht-Reden ist nicht das Gleiche wie Verschweigen.
Liebe ist ein Anreicherungsprodukt.
Wenn sie gespalten wird, wird sie leicht radioaktiv.
Liebe ist eine Summenformel.
Sie enthält, in nicht genau definierten Anteilen, Illusion, Bedürfnis, Dankbarkeit und Sympathie.
Liebe ist ein Tätigkeitstrieb.
Egal, ob sie erwidert wird oder nicht.
Liebe ist, in jemand möglichst viele Lichter zum Leuchten zu bringen.
Alle: niemals; alle Sicherungen würden durchbrennen!
Die wahre Liebe ist nur die zum Denken.
Sie allein ist immer neu und höret nimmer auf.
Liebeserklärung: Das Unerklärliche erklären.
Das Wesen der Liebeserklärung ist Verklärung, nicht Erklärung.
Immer wenn man eine Familie ruiniert hat, sucht man sich spornstreichs die nächste.
Viele Familien sind auf die gleiche Art unglücklich.
Keine Familie ist auf die gleiche Art glücklich.
Wir können uns unsere Un-Verwandten nicht aussuchen.
Es gibt höchstens Wahl-Abneigungen.
Gegen große Vorzüge eines Anderen (Goethe) …
Gegen große Vorzüge einer Anderen gibt es nur ein Gegenmittel: den Spott.
Gegen große Vorzüge eines Andern gibt es nur ein Gegenmittel: die Häme.
Gegen große Vorzüge einer Anderen gibt es nur ein Gegenmittel: die Entlarvung.
Alles, nur nicht die Liebe!

ALTERSFRAGEN

Unwillkommene Altersweisheiten:
Dass etwas nicht funktioniert, ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel.
Erwachsenwerden ist: Idealismus-Entzug.
Es tut weh, und es bleiben Narben zurück.
Mit dem Alter wird man sich selbst immer ähnlicher.
Man erkennt sich kaum wieder.
Je älter man wird, desto mehr wird man zum Typus.
Individualität ist eine Unschärfe.
Die Hälfte des Alters verbringt man damit, die Fehler seiner Jugend zu verstehen.
Die andere, neue zu machen.
Wer seine Fehler nicht selbst macht, wird nicht klug, sondern altklug.
Man kann niemanden seine Fehler abnehmen.
Im Alter beschäftigt man sich immer mehr damit, das innere Lebens-Drehbuch umzuschreiben.
Vorausschauend leben! Wäre man doch nur rechtzeitig abgebogen!
Leben ist der einzige Leistungssport, in dem die Kür vor der Pflicht kommt.
In der Jugend dreht man die schönsten Pirouetten. Später scheitert man an der Todesspirale.
Die Last des Alters: Altklug sein.
Die Last der Jugend: Unbeschwert sein.
Midlife-Crisis: Sie haben ihr Ziel erreicht, sagte das Navi. Bitte bei nächster Gelegenheit wenden!
Altersweisheit: Ich weiß, was ich nicht weiß.
Alte Freunde: Ausgelagerte Selbstbilder. Wir waren alle anders damals.
Im Alter nimmt das Gehirn lieber den Fahrstuhl.
Leider bleibt man öfters stecken.
Im Alter werden Erinnerungsfetzen zu Nuggets.
Sie glänzen mit der Zeit immer mehr.
Wenn man noch einmal jung sein könnte, wäre man lieber nicht dabei.
Wenn man älter wird, sucht man Gesprächspartner statt Sexualpartnern.
Notfalls nimmt man auch One-Night-Talks.
Mit zunehmendem Alter versteifen die Gefühle.
Gymnastik hilft. Aber man wird nicht wieder jung
Ewige Jugend: Versuchbar bleiben.
Man kann zukünftigen Generationen nicht vorschreiben, dass sie es genauso gut haben sollen wie man selbst.
Vielleicht wollen sie es anders gut haben? Vielleicht gar nicht?
Wenn man jung ist, will man die Welt verbessern.
Wenn man alt ist, ist man schon erleichtert, wenn es nicht allzu schnell schlimmer kommt.

VERKEHRSREGELN FÜR DEN IDEEN-SEX

Das Mindestalter ist zu beachten.
Frühreife Gedanken sind nicht zeugungsfähig.
Inzestverbot: Zu eng verwandte Ideen zeugen keinen lebensfähigen Nachwuchs.
Wer glaubt, die Unschuld beim ersten Sex zu verlieren, hatte sie schon vorher nicht mehr.
Sex ist unschuldig wie jedes Naturprodukt.
Ideen-Verhütung:
Das beste Verhütungsmittel gegen eine ungewollte Erkenntnis ist die Lüge.
Das zweitbeste Verhütungsmittel ist die Unklarheit.
Das drittbeste Verhütungsmittel ist die Überzeugung von der Richtigkeit der eigenen Idee.
Das viertbeste Verhütungsmittel ist Desinteresse.
Enthaltsamkeit ist auch keine Lösung.
Ideen sind nur im Moment ihrer Empfängnis rein.
Man sollte ihn genießen, so lange es geht.
Meinungen sind meist impotent.
Vorsicht, Inzest-Gefahr!
Mit Leuten, die Überzeugungen haben, sollte man nicht diskutieren.
Viele Über-Zeugungen werden bei der Zeugung schon fest installiert (Vorsicht, identitätsrelevant!)
Nicht alle Wortehen werden im Himmel geschlossen.
Make it work!
Diskutieren soll man nur mit Leuten, die Fragen oder Zweifel haben.
Nicht um die Fragen zu beantworten oder die Zweifel aufzulösen; sondern um zu besseren Fragen und gegründeteren Zweifeln zu kommen.
Wenn man Ideen vergewaltigt, entstehen Ideologien.
Ideen-Abtreibung sollte verboten sein.
Jede Keimzelle einer Idee ist kostbar.
Es gibt dominante und rezessive Ideen-Bestandteile.
Letztere heißen „Nebenwirkungen“ (oder: Folgekosten).
Wer eine neue Idee in die Welt setzt, muss Verantwortung für sie übernehmen.
Ideen können auch adoptiert werden. Kommt sehr viel häufiger vor als natürliche Geburt.
Man muss seine eigenen Ideen nicht lieben.
Ideen müssen sich irgendwann von ihren Urhebern emanzipieren können.
Sonst zeigen sie nie einen kleinen Widerspruch.
Das Internet ist eine Verleitungs-Maschine.
Wie die meisten Netze, ist es klebrig.
Internet: Ausweitung der Vergleichszone.
Kollateralschäden sind unvermeidlich.

GRENZEN DES WISSENS

Von Dingen, die man nicht wissen kann, kann es auch keine Wissenschaft geben.
Wissenschaft produziert keine Fakten, sondern (vorläufiges) Wissen.
Sonst hieße sie Faktenschaft.
Alle Wissenschaften vom Menschen leiden darunter, wenn sie von Wissenschaftlern und nicht von Menschen betrieben werden.
Wenn Philosophen den Menschen zeichnen, kommt immer ein kleiner Philosoph dabei heraus,
Das gleiche gilt nicht für Müllmänner, Bäcker, Versicherungsvertreter oder so ziemlich jeden anderen Berufsstand.
Wenn eine wissenschaftliche Untersuchung ein Vorurteil bestätigt, ist immer die wissenschaftliche Untersuchung im Unrecht.
Wo kämen wir denn hin, wenn Vorurteile belegt werden könnten?
Fußnoten sind die Fußfesseln des Denkens.
Aphorismen sind fußnoten-frei.
Halbwissen ist die beste Voraussetzung für Besserwissen.
Die Zweitbeste ist Nichtwissen.
Reflexion reflektiert immer ihr eigenes Unvermögen mit.
Noch nie hat sich im Spiegel etwas Neues gezeigt. Ein Spiegel ist kein Spiegel ist kein Spiegel.
Evaluationen, evaluiert:
Alle Evaluationen scheitern daran, dass man nur so gut bewerten kann, wie man verstanden hat.
Evaluationen fördern den Durchschnitt.
Evaluationen erzeugen Quanteneffekte durch Beobachtung.
Vergleichen kann man nur von einem höheren Standpunkt aus.
Experten sind vor allem Experten darin, Experten zu sein.
Aber das können sie ziemlich gut.
Noch jeder Philosoph, der nach den Goldkörnern der einzig wahren Wahrheit suchte, ist als Alchimist geendet und hat sich am Stein der Weisen verschluckt.
Heraus kamen die Kröten des Begriffs.
Mythen sind die alternativen Fakten früher Gesellschaften.
Zeus twitterte mit dem Donnerkeil, kurz und schmerzhaft.
Alle Fakten, die alternativlos sind, sind entweder trivial oder irrelevant.
Häufig auch beides.
Warum-Fragen sind uninteressant.
Auf die Wie-Fragen kommt es an!
Wissen ist Ohnmacht.
Beweis aus der Melancholie.
Halbschlau ist gefährlicher als ganz dumm.
Beweis aus dem real existierenden Journalismus.
Essenz ist nur im Erleben.
Ontologie ist ein Fake.
Assoziationen sind noch nicht erkannte Kausalitäten.
Das unterirdische Netz ist größtenteils noch ein weißer Fleck auf der Landkarte.
Alles Existierende existiert auf einem Spektrum.
Erster Grundsatz der wahren Philosophie.
Das einzige Prinzip, dem man trauen sollte, ist das: kein Prinzip zu haben.
Paradoxa sind die einzigen ewigen Wahrheiten.
Die meisten Räder, die neu erfunden werden, taugen noch nicht mal zum Ersatzrad.

WER DIE WAHL HAT …

Wer die Wahl hat, hat meist keine Lust.
Wenn in einer Parteiendemokratie die größte Partei die der Nichtwähler ist, sollte sie sich die Vertrauensfrage stellen.
Wenn Wähler die eigene Partei wählen, sind sie mündig.
Wenn sie eine andere Partei wählen, sind sie manipuliert worden.
Wenn sie gar nicht wählen, sind sie unreif.
Jeder wählt, wie er denkt.
Menschen können über alles und jedes in zwei Parteien zerfallen.
Politik ist derjenige Zerfallsprozess, der die meisten Opfer an Leben und gesundem Menschenverstand kostet.
Vergiftung des gemeinen Menschenverstandes sollte unter Strafe gestellt werden.
Keine Bewährung, keine Verjährung, kein Schadenersatz.
Eine Demokratie, die nicht in Frage gestellt werden darf, ist eine Diktatur.
Zum Glauben an die Demokratie kommt man nur durch einen Sprung.
Er führt über den Abgrund der Geschichte hinweg.
Der Reiz der Demokratie wird häufig mit dem Reiz des Wohlstandes verwechselt.
Sobald die Bananen weg sind, schwindet auch der Freiheitstrieb.
Wenn man Könige wählen könnte, wäre die Monarchie mit Abstand die beliebteste Regierungsform.
Diktatoren werden sowieso häufig vom Volk gewählt. Einer von uns!
Wer einen Schritt zurückgehen will, ist nicht automatisch rückschrittlich
Ebenso wenig ist jeder Schritt nach vorn ein Fortschritt.
Ideen ohne Angabe von Haltbarkeitsdatum sind Ideologien.
Alles hat ein Verfallsdatum. Alles? Alles.
Revolutionen enden meist damit, dass Unten und Oben die Plätze getauscht haben.
Die Mitte verliert immer.
Wenn man nicht an Revolutionen glaubt, lösen sie sich in heiße Luft und Blutdunst auf.
Wenn man an sie glaubt, erhitzt man damit die Revolutionsmaschinen.
Wer zu arm ist, interessiert sich nicht für Politik.
Wer zu reich ist, interessiert sich nicht für Politik
Die polis wohnt in der Mitte. Mit befristetem Mietvertrag.
Auf dem Boden der besten Absichten gedeihen die größten Katastrophen.
Regelmäßiges Umgraben kann helfen.
Der kategorische Imperativ der Voraussicht:
Handle jederzeit so, dass die absehbaren Folgen deines Handelns das Gute, dass du damit bewirken wolltest, nicht zunichtemachen.
Man kann sein Problem zum Beruf machen.
Das löst es nicht.
Man kann seinen Traum zum Beruf machen.
Das erfüllt ihn nicht.
Man kann sein Hobby zum Beruf machen.
Dann muss man sich ein neues suchen.
Man kann seine Berufung zum Beruf machen.
Dann wird man ent-täuscht.
Man kann seinen Beruf machen.
Dann werden die Karriere-Berater arbeitslos.
Wer von der gnadenlosen Härte des Gesetzes spricht, hat sein Urteil schon gesprochen.
Gerechtigkeit ist ein Verhältnisbegriff.

MEINUNGSFORSCHUNG

Meinungsumfragen erheben statistisch gesichert die Verteilung von Selbsttäuschungen bei den Befragten.
Oder die gerade politisch als korrekt zertifizierten Mehrheitsmeinungen.
Menschen werden meist auf die erste Meinung geprägt, die ihnen in ihrer Frühzeit begegnet.
Sie laufen dann laut quakend hinterher.
Meinungsfreiheit ist, wenn alle das gleiche denken dürfen, aber in etwas anderen Worten.
Der Rest wird zum Mob erklärt.
Meinungsfreiheit ist immer die der Anderen.
Sie endet nicht an den Grenzen des eigenen Verstandes,
Meinungsfreiheit wird meist als Freiheit verstanden, auch zu den Dingen, von denen man wirklich keine Ahnung hat, wenigstens eine Meinung zu haben.
Eigentliche Meinungsfreiheit: Es steht mir frei, nicht zu allem eine Meinung zu haben!
Meinungen sind nur als Vor-Urteile gerechtfertigt.
Und notwendig.
Die generelle Verurteilung des Urteilens (du sollst nicht richten!) ist eine Beschneidung der Urteilskraft, die langfristig zur Urteils-Impotenz führt.
Die Lobbyisten wirken bei der politischen Meinungsbildung der Parteien mit.
Der Vorraum ist zum Hinterzimmer geworden. Mit besseren Snacks.
Jeder ist sein eigener Pressesprecher heutzutage.
Auf Anfrage auch Regierungserklärungen!
Massenmedien sind Fastfood für den Geist.
Er nimmt beim Konsum aber nicht zu, sondern bläht sich nur auf.
Wer sein Gehirn zu oft von den Massenmedien waschen lässt, muss sich nicht wundern, wenn es eingeht.
Auch die Reinheit lässt nach.
Das Mindeste, was man von modernen Medien erwarten kann, ist, intelligent manipuliert zu werden.
Dumme Manipulatoren haben nicht einmal erkannt, dass sie manipulieren.
Auch der Appell an die höheren Instinkte ist manipulativ.
Häufig auch erfolgversprechender.
Wer andere zur Toleranz zwingen will, hat etwas Wesentliches nicht verstanden.
Sei gefälligst tolerant, schnauzte der Toleranzprediger den Intoleranten an. Der Intolerante lächelte nur: Ich bin wenigstens konsequent, wenn ich sage, dass ich Heuchelei nicht ertrage!
Die meisten Leute stehen lieber mit einer falschen Meinung auf der richtigen Seite als umgekehrt.
Die Wahrheit kennt keine Seiten.
Im Denken ist man immer allein.
Das unterscheidet es vom Meinen.
Im Denken ist man niemals allein.
Man ist umgeben von Geistergesprächen.
Für die meisten Menschen ist Identität wichtiger als Rationalität.
Mit der Vernunft ist man allein. Mit der richtigen Identität gehört man dazu.
Meinungen reifen nicht mit dem Alter, sie stehen ab.
Wer öfters seine Meinungen wechselt, bleibt länger jung.
Auf Demonstrationen stirbt die Urteilskraft zuerst.
Sie passte nicht auf das Plakat.
Der Paradoxenmacher verunreinigt mutwillig den Gemeinplatz der öffentlichen Meinung.
Dafür einen shitstorm!

POLITISCH UNKORREKT

Das Sollen bestimmt nicht das Sein!
Idealistischer Fehlschluss des Politisch Korrekten!
Politische Korrektheit ist die Rache der Intellektuellen am Kapital und der technischen Intelligenz.
Ihr habt Erfolg und Geld, aber wir haben die moralische Lufthoheit!
Korrektheit ist der Mehltau des Denkens.
Sie überziehen die Oberfläche mit einem Schleier, der an die Substanz geht.
Keine Sprache lässt sich desinfizieren, ohne ihre Bedeutungskeime zu verlieren.
Kreativität ist zum guten Teil Ansteckung.
Wort-Kondome verhindern keine unreinen Gedanken.
Nur die Kondom-Industrie blüht!
Korrektheit ist nicht das Gleiche wie Genauigkeit.
Eher das Gegenteil.
Wer meint, durch Sprachverbote das freie Denken zu befördern, hat entweder die Freiheit oder das Denken nicht verstanden
Wahrscheinlich aber beides.
Das Wort »maximal« sollte in all seinen Variationen in der politischen Sprache verboten werden.
Gilt auch und besonders für: »maximale Transparenz«!
Als Freigeist bleibt einem manchmal nichts anderes übrig, als sich dem Vorurteil in die Arme zu werfen.
Die Avantgarde ist zur Massenbewegung verkommen.
Die schlimmste Form der Zensur ist die erzwungene Selbstzensur.
Die Schere im Kopf schneidet schon beim geringsten Keim von aufmüpfigem Selbstdenken zu.
Reine Westen sind im Sonderangebot bei der Gedankenpolizei erhältlich.
Bei Bedarf auch sprachpolitisches Stärken!
Wer Statuen stürzt, verbrennt bald auch Bücher.
Die Vergangenheit wird total-gekärchert.
Der Prozess der Gegenwart mit der Geschichte ist bei der Inquisition in die Lehre gegangen: Die Gegenwart ist Ankläger, Richter und Henker in einer Person.
Im Zweifel gilt das Prinzip: Gegen den Angeklagten!
Die Erfindung der Phrasendreschmaschine aus dem Geist der Tautologie:
Wenn der moralistische Oberton eines Wortes lauter geworden ist als sein Bedeutungs-Grundton, kann man es nur noch recyclen.
Die Verletzungsgefahr von Schlagworten erhöht sich proportional zum Ideologiegehalt.
Gilt für Advocati Diaboli ebenso wie für Advocati Angelici.
Die Erfindung des »advocatus diaboli« aus dem Geist der politischen Korrektheit: Nur der Teufel kann es sich noch erlauben, die Wahrheit zu sagen.
Und Katzen!

DIALEKTIK DER FREIHEIT

Alles ist erlaubt!
Außer Verboten natürlich.
Dialektik ist: Eine Überzeugung soweit in ihr Extrem treiben, bis sie aus Verzweiflung in ihr Gegenteil umschlägt.
Ha, sagte das Gegenteil: Ich bin immer schon da!
Die freie Selbstentfaltung der Persönlichkeit: Leere, faltenfrei.
Entfaltet sind wir flach.
Die Gedanken sind frei …
Wer einen fängt, darf ihn behalten.
Die Gedanken sind frei. Meinungen sind Käfighaltung im Kopf.
Die Gedanken sind frei, sagte der Lehrer. Merkt euch das gefälligst!
Die meisten Gedanken sind nicht frei, sondern flüchtig.
Ein wahrhaft freier Gedanke: Die Gedanken sind gar nicht frei!
Der freie Geist kennt seine Grenzen.
Er mag sie sogar. Und kann sie gelegentlich überschreiten.
Der Preis der Freiheit: Agoraphobie.
Entscheidungen sind um jeden Preis zu vermeiden!
Die Freiheit nehm' ich mir, sagte der Lemming und warf sich über die Klippe.
Die anderen folgten ihm aus freiem Willen.
Rousseau, weitergedacht: Der Mensch ist frei geboren, und überall kauft er sich Ketten.
Der freie Wille ist des Menschen Himmelreich: Wenn er da ist, langweilt er sich.
Ein freier Wille kennt keinen Grund.
Freier Wille wird oft mit Trotz verwechselt.
Freier Wille wird oft mit Widerspruchsgeist verwechselt.
Freier Wille wird oft mit Unvernunft verwechselt.
Auf Freiheit beruft man sich vor allem dann, wenn man vorhat Fehler zu machen.
Freier Wille wird oft mit Hybris verwechselt.
Es gäbe weniger Verwechselungen, wenn es einen Beweis für die tatsächliche Existenz eines freien Willens gäbe.
Die zwei wichtigsten Entscheidungen im Leben darf man nicht selbst fällen: Geburt und Tod.
Und was bedeutet das für den freien Willen?
Grundlegendes Menschenrecht: auf ein Menschenrecht freiwillig verzichten können.
Freiheit ist, wenn man sie nicht ausnutzt.
Freiheit sollte nicht übermütig, sondern demütig machen.
Freiheit ist ein Unterlassungsakt.
Das Gegenteil ist Beliebigkeit.
Freiheit ist ein Sicherheitsrisiko.
Freiheit ist Opium für den Philosophen.
Freiheit ist notwendig.
Syllogistische Freiheit
a) Die meisten Menschen lieben die Bequemlichkeit über alles.
b) Freiheit ist unbequem.
c) Zum Glück verstehen die meisten Menschen keine Syllogismen.
Geistige Freiheit zeigt sich auch darin, anderen ihre Unfreiheit lassen zu können.
Befreiungsbewegungen kann man nicht fordern.
Wenn man Katzen krault, fällt die Last des alltäglichen Menschseins von einem ab.
Zuerst vergisst man den freien Willen.
Katzen haben einen freien Willen.
Aber nur, weil sie es nicht wissen.

VERANTWORTUNG

Wer Verantwortung übernimmt, ist hinterher selbst schuld.
Wenn »die Gesellschaft« an allem schuld ist, sollte man sie wohl besser abschaffen.
Dann wäre allerdings wieder jeder selbst für seine Fehler verantwortlich.
Wenn jeder, der die Welt verbessern will, damit anfangen würde, sich selbst zu verbessern, müsste die Welt nicht mehr so viel verbessert werden.
Eigen-Verantwortung ist die schwierigste Form von Verantwortung.
Wenn man Verantwortung ins Unendliche erweitert, verschwindet sie in der Folgenlosigkeit.
Wenn die Menschheit die Erde nur gemietet hätte, hätte der Vermieter sie schon längst rausgeschmissen.
Allein die Nebenkosten sind unbezahlbar!
Gesinnungsethiker lehnen es ab, die möglichen Folgen einer Handlung in ihr ethisches Kalkül mit einzubeziehen.
Argument: Was hätte das für Folgen, wenn man es täte! Man wäre verantwortlich!
Verantwortungsethiker lehnen Gesinnungsethiker aus Prinzip ab.
Argument: Es ist ein schlechtes Prinzip, moralisches Handeln nur nach Prinzipien zu bewerten!
Es bleibt nichts übrig, als die Nachteile beider Haltungen zu verbinden und also aus Prinzip auch für die schlechten Folgen seines Handelns gerade zu stehen.

KRIEG UND FRIEDEN

Niemand gewinnt einen Krieg.
Noch nicht einmal Kriegsgewinnler.
Frieden ist die kurzlebige Ausnahme vom normalen Krieg Aller gegen Alle.
Der Frieden stirbt zuerst. Er ruht niemals in Frieden.
Im Krieg stirbt die Vernunft zuerst.
Die Wahrheit war spätestens bei der Aufrüstung gestorben.
Die Logik des Krieges heißt: Eskalation!
Es ist eine Treppe, die direkt in die Hölle führt.
Kriege sind dumm.
Moral ist immer das schwächere Argument.
Das einzige Menschenrecht: Nicht von anderen Menschen getötet zu werden!
Beweis aus dem Naturrecht.
Krieg ist die effizienteste Methode zur moralischen Korruption des Menschen.
Gilt für alle Teilnehmer und Betroffenen auf allen Seiten gleichermaßen.
Im Krieg muss der Zweck immer die Mittel heiligen.
Gewalt korrumpiert jeden Zweck.
Die Fähigkeit zum Verzeihen konstituiert die Würde des Menschen.
Die Neigung zur Vergeltung zerstört sie.
Verzeihung ist der einzig mögliche Akt der Freiheit.
Aber Vergeltung ist das Wort der Stunde.
Wenn man all das Geld, das für die Vorbereitung, Durchführung und Nachsorge von Kriegen ausgeben würde, nur halbwegs gerecht unter den Menschen verteilen würde, gäbe es keinen Kriegsgrund mehr.
Wenn man Kriege hinterher evaluieren würde, gäbe es keine mehr.

PESSIMISTISCHE PAROLEN

Nicht alle Probleme sind lösbar.
Die Bereitschaft zur Anerkennung dieser Tatsache ist ein Maßstab für geistige Freiheit und intellektuelle Reife.
Der Bruch, der entsteht, wenn man den Glauben an ein Happy End für die Menschheit aufgibt, ist nicht mehr heilbar.
Das Leben ist eine Grauzone.
Wenn die Bäume in den Himmel wachsen könnten, hätte der Himmel Löcher für sie.
Kassandra war nur eine Spezialistin für Worst-Case-Scenarios.
Um zu sehen, dass es mit der Menschheit nicht gut enden kann, braucht man keine prophetischen Kräfte.
Das Leben hat kein happy end.
Deshalb bestehen wir wenigstens in der Kunst darauf.
Aufgabe: Gestalte dein Leben so, dass es ein happy end hat!
Sterben ist eine Kunst und als solche erlernbar.
Das Leben hat ein offenes Ende.
Am Buffet im Angebot: Wiedergeburt, Auferstehung, Sternenstaub.
Menschheit ist ein Auslaufmodell.
Am Ende wurde sie verramscht.
Man trauert wahrhaft nur über die verlorene Zukunft.
Die Vergangenheit kann einem niemand nehmen.
Tote haben ein Recht auf Vergessenwerden.
Sonst werden sie zu Standbildern.
Manchmal ist das Licht am Ende des Tunnels nur eine angestrahlte Wand.
Die Beleuchtung wird aus öffentlichen Mitteln finanziert.
Wenn man den Tod besser kennenlernt, entdeckt man auch seine guten Seiten.
Alten Freunden verzeiht man immer mehr als neuen.
Das Ärgerliche am Tod ist, dass man hinterher nicht mehr aus ihm lernen kann.
Das Gute am Tod ist, dass man über ihn nicht diskutieren muss.
Es gibt kein richtiges Leben.
Weder im richtigen noch im falschen.
Der Teufel war früher ein Tausendkünstler.
Heute würde er höher spekulieren.
Abwarten und Tinte trinken, sagte die Welt, bevor sie unterging.
Die Apokalypse wird wahrscheinlich wegen technischer Probleme verschoben werden.
Störungen im Betriebsablauf (sie war auch zu teuer geworden).
Es ist nie zu spät für die Apokalypse.
Aufhören können: Definition der wahren Humanität.
Anfangen ist für Anfänger.
Totsein ist auch eine Lösung.
Totsein ist ein natürlicher Zustand.
Das Ende ist immer unbefriedigend.

META II

Die Katzenhaftigkeit des Aphorismus: Er schleicht sich aus dem Nichts an und hinterlässt ein Grinsen, wenn er wieder verschwindet.
Oder eine neue Narbe.
Aphorismen sind die Wadenbeißer der Philosophiegeschichte.
Deshalb bleiben sie auch bodennah.
Aphorismensammlungen sind die Schatzkisten der Weltweisheit.
Häufig gut vergraben. Wer sie findet, darf sie behalten.
Aphorismen sind das Kleingeld der Erkenntnis.
Deshalb kann man auch großzügig mit ihnen umgehen.
Aphorismen sind nur ein Boxenstopp der Erkenntnis.
Die Devise ist: Weiterfahren!
Die Vogelhaftigkeit des Aphorismus: Im Überflug erkennt man aus den Augenwinkeln ein Muster.
Viele Aphorismen auf einem Haufen bilden eine Schwarmintelligenz aus.
Sie organisieren sich selbst. Zwanglos.
Die Schlangenhaftigkeit des Aphorismus: Manchmal muss man das Gift hinterher schnell aussaugen.
Die Heilungskraft des Aphorimus: Ein palliatives Pflaster über einer Wunde, die niemals heilt.
Regelmäßiges Wechseln wird empfohlen.
Aphorismen sind handschriftliches Denken.
Ein Notat der Welt.
Ein Aphorismus kann alles vergleichen.
Deep thinking: Im Untergrund verschlingen sich die Wurzeln.
Aphorismen sind Assoziationsgeneratoren.
Und umgekehrt. Potentiell unendlich.
Einen einfachen Satz zu finden, ist sehr schwer.
Hidden in plain sight – die besten Verstecke!
Der Berg kreißt und gebiert einen Aphorismus.
Anschließend ist der Berg sehr glücklich. Es war keine leichte Geburt.
Katzen sind fellgewordene Aphorismen.
Ein Blick genügt.

 

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